Wie am Montag aus Parteikreisen bekannt wurde, will der Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland diese Woche mit einem "Weckruf" an die Mitglieder versuchen, den rechten Flügel der Partei zu isolieren. Sollte ihm dies nicht gelingen, will Lucke nach dem Bundesparteitag Mitte Juni in Kassel gemeinsam mit anderen Vertretern des liberal-bürgerlichen Flügels aus der AfD austreten.
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Onlineausgabe berichtet, hat Lucke zudem gemeinsam mit Gleichgesinnten die Gründung eines Vereins namens "Weckruf 2015" beschlossen. Der Interessensgemeinschaft gehören demnach etliche Europaabgeordnete, Landesvorsitzende und andere Spitzenfunktionäre aus dem gemäßigteren Lager der AfD an. Die Gründer erwarten laut FAZ den Beitritt mehrerer Tausend AfD-Mitglieder, die damit ein Zeichen gegen rechtsideologische Tendenzen in ihrer Partei setzen sollen.
Doch zunächst wollen Lucke und seine Mitstreiter ausloten, wie groß ihr Rückhalt in der Partei noch ist. Sollte sich dabei herausstellen, dass der rechte Flügel schon die Oberhand gewonnen hat, würde die "Weckruf"-Gruppe gemeinsam austreten.
Krisentreffen mit Petry geplatzt
Luckes wichtigste Gegenspielerin ist zur Zeit die Co-Vorsitzende Frauke Petry. Die Chefin des sächsischen Landesverbandes zeigt mehr Verständnis als er für "Wutbürger" und rechtsnationale Kräfte in der Partei. Lucke soll Petry für diesen Montag zu einer Aussprache in Frankfurt am Main eingeladen haben. Das Treffen kam aber dem Vernehmen nach nicht zustande, weil Petry den NRW-Landeschef der AfD, Marcus Pretzell, dabei haben wollte. Pretzell gilt als einer der größten Kritiker Luckes.
Dem Lager der Lucke-Anhänger zugerechnet werden unter anderem der Vorsitzende der AfD in Baden-Württemberg, Bernd Kölmel, und der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel.
(tön/ach)