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Flugausfälle und Verspätungen
Schlechte Aussichten für Flugreisende im Sommer?

Das Flugjahr 2018 in Europa ist bislang geprägt von heftigen Streiks und Flugausfällen oder Verspätungen. Dabei steht der Hochsommer vor der Tür und damit die Reisesaison. Brauchen Flugpassagiere in diesem Reisesommer besonders viel Geduld?

Von Silke Hahne |
    Flugreisende stehen im Terminal 1 des Flughafens von Frankfurt am Main vor Lufthansa Check-in-Terminals. Der Streik hat die Airline zur Absage von rund 876 Flügen gezwungen.
    Lufthansa-Pilotenstreik in Frankfurt. Von Chaos keine Spur. (pa/dpa/A.Dedert)
    Wie ist 2018 für Fluggäste bisher gelaufen?
    Derzeit existiert zwar keine offizielle Statistik dazu. Aber einige Flugrechteportale und die vom Bund anerkannte Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr haben dem Deutschlandfunk Einblick gegeben: Nach Angaben des Flugrechteportals EU-Claim zum Beispiel hat es allein bei Flügen von und nach Deutschland im Mai mehr als 3.700 Annullierungen und mehr als 1.100 Verspätungen von mehr als drei Stunden gegeben. Im Gegensatz zu Mai 2017 haben sich die Fallzahlen also mehr als verdoppelt.
    Die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) hat im Mai einen scharfen Anstieg der Beschwerdezahlen registriert: Es gab fast 70 Prozent mehr Beschwerden im Vergleich zum Vorjahr. "Der Eindruck, dass Fluggäste in den vergangenen Wochen einiges mitgemacht haben, ist kein subjektiver", sagt Deutschlandfunk-Wirtschaftsredakteurin Silke Hahne.
    Welche Verantwortung tragen die Fluggesellschaften?
    Der Deutschlandfunk hat exemplarisch bei drei Billigfluglinien angefragt, bei denen in den vergangenen Wochen Flüge ausgefallen sind: Eurowings, Ryanair und Easyjet. Die Unternehmen betonen natürlich, dass der überwiegende Teil ihrer Flüge pünktlich ist. Alle drei Unternehmen berufen sich außerdem auf die Streiks von Fluglotsen, die es in den vergangenen Wochen in mehreren Ländern gegeben hat, auch die Unwetter finden Erwähnung. Eurowings und Ryanair weisen zudem darauf hin, dass die Flugverkehrssicherung in Europa nicht reibungslos funktioniere: Personalmangel, ein Flickenteppich an nationalen Zuständigkeiten, auch die Dienstleistungen seien "beklagenswert".
    Auch Tuifly hatte dies zuletzt öffentlich kritisiert. "Da drängt sich der Eindruck auf: Die Airlines machen gerade Lobbyarbeit für eine Vereinheitlichung der Flugsicherung in Europa, um die Auswirkungen von Streiks zu reduzieren", so Hahne. Das unterminiere den Sinn und Zweck von Streiks.
    Flugrechteportale verweisen auch auf andere Gründe: Die Fluggesellschaften würden versuchen, die durch Air Berlin entstandene Lücke, zu besetzen. "Doch auf dem freien Markt seien Flugzeuge kaum noch zu leasen", sagt Ronals Schmid von Fairplane. Zudem dauere der Transfer eines Flugzeugs zu einem neuen Unternehmen mehrere Wochen, so wie im Fall von Air Berlin.
    Worauf haben Fluggäste Anspruch, wenn ein Flug sich verspätet oder ausfällt?
    Europarechtlich steht den Fluggästen meist eine Ersatzbeförderung zu, die Erstattung der Ticketkosten oder auch eine zusätzliche Entschädigung. Wenn Airlines diese nicht zahlen wollen, dann können Passagiere sich an die SÖP wenden, die die Schlichtung kostenlos übernimmt. Flugrechteportale behalten im Erfolgsfall häufig eine zweistellige Prozentzahl der erstrittenen Summe als Provision ein.