Frankfurt am Main, 10. Mai 2006, Air Berlin geht an die Börse.
"Der erste Kurs, der erste Kurs für Air Berlin: 12,65 Euro."
Von diesem Moment an lief es eher schlecht für Air Berlin. Das Unternehmen kämpfte mit hohen Schulden und Verlusten und verlor das Vertrauen der Anleger. Der Aktienkurs fiel zwischenzeitlich auf einen Euro.
Der damalige Air Berlin-Chef Joachim Hunold gab sich am Tag des Börsenstarts noch optimistisch.
"Wissen Sie: Wenn man ein Unternehmen 15 Jahre lang aufgebaut hat, geht jetzt in die zweite Phase: Das ist schon ein schöner Moment."
Insider: Air Berlin soll von der Börse genommen werden
Diese "zweite Phase" - Air Berlin an der Börse - könnte schon bald vorbei sein. Air Berlin soll von der Börse genommen werden, das berichten mehrere Medien unter Berufung auf Insider.
Um zu verstehen, warum Air Berlin das machen könnte, muss man sich die Struktur des Unternehmens genauer anschauen. Rund 30 Prozent der Aktien sind bereits im Besitz der Airline Etihad aus Abu Dhabi. Sie hat die angeschlagene Air Berlin vor der Pleite gerettet, hat eine Menge Geld und hätte gerne noch mehr Anteile. Aber:
"Solange man börsennotiert ist, wird ein Weg zu höherem Einfluss, zu einem höheren Anteil sehr schwierig sein."
Sagt Jürgen Pieper, Luftfahrtanalyst vom Bankhaus Metzler. Etihad steckt jedoch in einer Zwickmühle: Sobald sie mehr als 30 Prozent von Air Berlin kaufen will, muss sie ein Angebot für das gesamte Unternehmen machen. Das aber will Etihad auf jeden Fall vermeiden.
"Es gibt sehr viele rechtliche Vorgaben für eine Airline. Vor allem die, dass sie mehrheitlich im Besitz von EU-Bürgern oder EU-Institutionen sein muss. Andernfalls würde Air Berlin zunächst mal all seine Flugrechte verlieren."
Und so könnte die Lösung der Problems aussehen: Etihad und andere Investoren kaufen Aktien von Kleinanlegern und größeren Aktionären auf. Etihad würde danach exakt 49,9 Prozent der Anteile halten - nicht zu viel und nicht zu wenig. Anschließend würde Air Berlin von der Börse genommen. Danach sucht sich Etihad Verbündete um de facto über mehr als 50 Prozent der Stimmrechte zu verfügen.
Und bei der Suche nach solchen Verbündeten könnte ein alter Bekannter eine große Rolle spielen. Wir erinnern uns:
"Wissen Sie: Wenn man ein Unternehmen 15 Jahre lang aufgebaut hat, geht jetzt in die zweite Phase: Das ist schon ein schöner Moment."
Genau - Ex-Air Berlin-Chef Joachim Hunold, der noch immer über rund zwei Prozent der Anteile verfügt.
Verlust von 100 Millionen Euro möglich
Etihad könnte seinen Einfluss in Europa weiter ausbauen. Die Insider sprechen auch von Überlegungen, dass Etihad große Teile der italienischen Alitalia übernimmt. Womöglich, so wird spekuliert, folge dann eine Fusion mit Air Berlin.
"Eine Traum-Airline wird das glaube ich bei der Partnerschaft nicht sein können, Etihad hat sich auch ganz bewusst Kandidaten gesucht, die relativ günstig zu erwerben sind, die aber andererseits auch große Probleme haben."
Und das gelte auch für Air Berlin. Am Donnerstag will die Fluggesellschaft ihre Geschäftszahlen veröffentlichen. Wegen der anhaltenden Gerüchte musste der Termin verschoben werden. Analyst Jürgen Pieper rechnet mit einem Verlust von 100 Millionen Euro. Die enge Zusammenarbeit mit Etihad, so Pieper, habe bisher eben nicht den gewünschten Erfolg gebracht.