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Flughafen Berlin-Brandenburg
Ein Eröffnungstermin für den BER

Die Spekulationen haben ein Ende: Mit ingesamt neun Jahren Verspätung soll das erste Flugzeug am Flughafen BER im Oktober 2020 abheben. Das genaue Datum wollen die Betreiber heute verkünden. Wegen schwerer Baumängel waren mehrere Eröffnungstermine immer wieder geplatzt.

Von Claudia van Laak |
Der Schriftzug am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) aufgenommen am 19.05.2017 in Schönefeld.
Im Oktober soll der Flughafen eröffnen (picture alliance/dpa - Bernd Settnik)
Tatsächlich? Kaum jemand will es glauben. Nach vielen Pleiten, Pech und Pannen soll der BER im Herbst nächsten Jahres eröffnen. Der Flughafenchef wird dem Aufsichtsrat heute ein genaues Datum mitteilen. Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider gab sich nach der letzten Sitzung optimistisch.
"Meine Einschätzung, und das ist auch die des Aufsichtsrates insgesamt ist, wir werden den Termin Oktober 2020 für die Eröffnung halten. Wir glauben wir schaffen das."
Vorsichtig optimistisch ist auch die Bundesregierung. Die technische Abnahme laufe, der termingerechte Start sei nicht gefährdet, heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium.
Flughafensprecher Hannes Stefan Hönemann sagt es so: "Man hat sich da ja angenähert. Im Dezember 2017 wurde auf der Aufsichtsratssitzung festgelegt, es ist der Oktober 2020. Dann wurde daraufhin gearbeitet, es hat sehr gut geklappt, wir sind da im Plan. Und jetzt ist der logische nächste Schritt, dass man zu dem Oktober 2020 auch einen konkreten Tag nennt. Und das wird heute passieren."
Planungen haben sich überholt
Im Oktober nächsten Jahres also, in knapp einem Jahr soll es soweit sein. Sagenhafte 14 Jahre hat es dann gedauert. In dieser Zeit haben sich die Baukosten etwa verdreifacht, sind von etwa zwei Milliarden Euro auf sechs Milliarden gestiegen. Und schon lange ist klar, dass sich die Planungen überholt haben – sprich, der BER ist zu klein, wenn er eröffnet. Deshalb bleibt der alte Flughafen Schönefeld zunächst in Betrieb, gleichzeitig wird an einem weiteren Terminal gebaut. Und noch sind nicht alle Hürden genommen, nicht alle Mängel abgearbeitet. Probleme bereiten die Kabeltrassen. Außerdem laufen die technischen Systeme von unterirdischem Flughafenbahnhof und überirdischem Terminal noch nicht synchron.
"Wir sind jetzt so gut wie durch mit der Frage, aus der Baustelle ein Gebäude zu machen. Parallel läuft dazu, aus dem Gebäude einen Flughafen zu machen."
Sechs Mal wurde die Eröffnung bereits verschoben, viel Spitzenpersonal verschlissen, unzählige Aufsichtsräte ausgetauscht. Im Nachhinein war es ein großer Fehler, die Planer und Architekten vor die Tür zu setzen – sie nahmen ihre Pläne und das Insiderwissen mit. Wichtige Firmen gingen in die Insolvenz, verzögerten die Fertigstellung zusätzlich.
Die drei Eigentümer der Flughafengesellschaft sind der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg. Die Aufsichtsratsposten sind politisch besetzt, irgendwo ist immer Wahlkampf, dies macht Entscheidungen zusätzlich kompliziert.
BER - eine Lachnummer
Insider bewerten im Nachhinein die Rolle von Ex-Flughafenchef Hartmut Mehdorn als höchst kritisch. Der Manager war von 2013 bis 2015 für den BER verantwortlich.
"Ich habe einen Auftrag. Ich soll den Flughafen in Betrieb bringen. Und den mach ich. Und wer meint, nichts ändern zu müssen, da gibt es Gedränge. Ist doch klar."
Hartmut Mehdorn scheiterte, und auch sein Nachfolger, der Industriemanager Karsten Mühlenfeld. Seit zweieinhalb Jahren nun führt Engelbert Lütke-Daldrup die Geschäfte der Flughafengesellschaft, früherer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.
"Wir sind sehr zuversichtlich, was die Eröffnung im Jahr 2020 betrifft. Wir stehen sehr genau in der Planung, die wir vor eineinhalb Jahren verabredet haben. Und insofern sind wir was die Inbetriebnahme betrifft, sehr zuversichtlich."
Der nicht fertig werden wollende BER ist weltweit zur Lachnummer geworden – dass der Hauptstadtflughafen wirklich funktioniert, werden die meisten erst glauben, wenn tatsächlich das erste Flugzeug dort gestartet ist. Vielleicht im Oktober 2020.