Der Berliner Flughafenchef Hartmut Mehdorn war noch nicht lange im Amt, da packte er die Idee einer schnellen Teileröffnung am neuen Hauptstadtflughafen auf den Tisch.
Jetzt nimmt er davon Abstand - Erste Reaktion: Hohn, Spott und Kritik von allen Seiten.
Flughafenchef Hartmut Mehdorn bekommt Kritik von allen Seiten
Martin Delius von der Piratenpartei, der den BER-Untersuchungsausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus leitet, spricht von Managementversagen.
"Also es macht den Eindruck, als wäre Hartmut Mehdorn eingeschnappt. Man muss doch klarstellen, dass der Bonsai BER - wie ich ihn nenne - am Nordpier nichts mit der Gesamtflughafeneröffnung zu tun hat. Eher ist es so, dass dieses Vorhaben die Inbetriebnahme des Flughafens verzögert hätte. Insofern halte ich das für eine Ausrede von Hartmut Mehdorn, der jetzt offenkundig keine Lust mehr hat, seine groß Angekündigte PR-Aktion mit den Testflügen durchzuführen."
Die CDU sieht das Vertrauensverhältnis zwischen Mehdorn und dem Aufsichtsrat massiv beschädigt.
Der Flughafenchef hatte die Absage mit mangelndem Rückhalt im Aufsichtsgremium begründet.
Klaus Wowereit, der Aufsichtsratsvorsitzende war von Anfang an skeptisch und hatte von Mehdorn ein Gesamtkonzept für die Flughafeneröffnung verlangt, auf das er noch heute wartet.
Stefan Evers, CDU-Mitglied im Untersuchungsausschuss sieht Probleme im Verhältnis zwischen Mehdorn und dem Aufsichtsrat:
"Ich glaube, dass das Verhältnis zwischen Hartmut Mehdorn und dem Aufsichtsrat nicht so leicht wiederherzustellen sein wird, nach diesem Ausfall von Hartmut Mehdorn. Es ist ein Totalversagen von seiner Seite und es ist billig, in so einer Situation die Schuld bei anderen zu suchen. Da müssen wir uns sehr genau fragen, was eigentlich in der Flughafengesellschaft und bei ihm in der Geschäftsführung zuletzt schief gelaufen ist."
Teil-Eröffnung sei ein PR-Gag
Die Berliner Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop kritisiert, der Aufsichtsrat hätte das Projekt schon früher stoppen müssen.
Ihr Kollege im Brandenburger Landtag AXEL VOGEL nennt die Teileröffnung ‚einen reinen PR-Effekt, der weitere Millionen verschlungen hätte".
Mehdorn und seine unausgereiften Ideen seien längst zum Teil des Problemfalls BER geworden.
‚Liefern und nicht ständig fabulieren!‘ fordert die Linksfraktion im Brandenburger Landtag.
Wirtschaftsminister und BER-Aufsichtsratsmitglied Ralf Christoffers tippt auf Probleme mit den Bau-Unterlagen als Ursache für Mehdorns Kehrtwende.
Denn noch Anfang Januar hatte er dem Brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke versucht, das Projekt Teileröffnung schmackhaft zu machen:
"Es ist ja keine vorgezogene Eröffnung, es ist ein Testbetrieb. Wir wollen sehen, im komplizierten Bereich der EDV, der IT was wir vorgezogen vorher ausprobieren, um Fehler zu entdecken in einer Zeit, wo wir sie auch ausmerzen können; wo es nicht gleich wieder auf die Terminachse drauf läuft."
Brandenburg steht in diesem Jahr im Kommunal- und Landtagswahlkampf, da wollten viele Politiker der rot-roten Koalition diese Diskussion nicht.
Eine Wartehalle ist kein Terminal. Statt Umbau sprachen die Beteiligten zwar lieber von "Ummöblierung" und fingen schon einmal an eine eigene Sprinkleranlage für den Nordflügel einzubauen.
Der Aufsichtsrat tagt erst wieder im April - wenn es nach der regulären Planung geht - am Berliner Flughafen bislang nicht der Standard.