Die Kosten einer dritten Startbahn in Heathrow beziffert die Kommission mit rund 24 Milliarden Euro. Ein Dorf mit 800 Häusern in Westlondon müsste verschwinden, Autobahnen und Eisenbahnstrecken verlegt werden, aber - so sagt der Kommissionvorsitzende, Sir Howard Davies:
"Die wirtschaftlichen Vorteile einer Erweiterung von Heathrow sind sehr viel größer als bei anderen Optionen. Heathrow bietet die Art von Langstrecken-Anschlussflügen zu den Wachstumsmärkten, die für die Zukunft der britischen Wirtschaft wichtig sind. Gatwick ist sehr viel mehr fokussiert auf kurze Strecken innerhalb Europas."
Tatsächlich plädiert der Großteil der britischen Wirtschaft für den Ausbau des schon jetzt meistfrequentierten Flughafens in Europa. Insgesamt rechnet Sir Howard mit 40 neuen Flugzielen, mit 70.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen und einem Wachstumsschub im Wert von 210 Milliarden Euro über die nächsten Jahrzehnte.
Erhebliche Mehrbelastung für die Umwelt erwartet
250.000 zusätzliche Flüge im Jahr würden aber zu einer erheblichen Umweltmehrbelastung führen. Schon jetzt fliegen die Jets Warteschleifen über der Metropole und landen im Zwei-Minuten-Takt in Heathrow. Schon jetzt ist die Lärm- und Luftbelastung für eine Million Westlondoner höher als anderswo in Europa, liegt über den EU-gesetzten Emissionsgrenzen und führt zu Protesten.
Doch Sir Howard glaubt, dass sich die Umweltprobleme mit neuen Flugzeugmotoren, Nachtflugverboten, Hausisolation, Elektrofahrzeugen und Mautgebühren lösen lassen:
"Wir meinen, dass ein Flughafen Heathrow mit drei Startbahnen künftig nicht mehr Lärm verursachen muss als heute. Das sollte die Regierung zur gesetzlichen Voraussetzung machen und wir schlagen eine Menge Maßnahmen dafür vor. Wir glauben nicht, dass der Ausbau ein Luftqualitätsproblem schaffen muss."
Alternative London Gatwick
Genau das aber befürchtet einer der prominentesten Gegner des Heathrow-Ausbaus, Londons konservativer Bürgermeister Boris Johnson. Dass Sir Howard alle möglichen Arten von Einschränkungen für die Option Heathrow empfehlen müsse, sei doch bezeichnend, sagt Johnson:
"Sir Howards Bericht macht völlig klar, dass Heathrow eine erhebliche Lärmbelastung für die Londoner darstellt und dass eine dritte Landebahn die Einladung für eine vierte ist mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung, Lärm und Luftverschmutzung in West-London. Aber das wird nicht geschehen."
Im Herbst will die Regierung Cameron über den Ausbau der Flughafenkapazitäten entscheiden. Im Jahr 2009 hatte der damalige Oppositionsführer und heutige Premierminister noch versprochen, den Ausbau Heathrows abzulehnen - ohne Wenn und Aber. Vielleicht kommt so doch noch Gatwick zum Zuge. Eine Startbahn im Süden Londons wäre billiger, weniger umweltbelastend und Proteste provozierend und sie wird von Sir Howard als glaubwürdige, wenn auch nur zweitbeste Option empfohlen.