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Flugpionierin Amy Johnson
"Ich werde fliegen bis ich sterbe"

Sie galt als das "Glamour Girl des Maschinenzeitalters". 1930 machte sich die britische Pilotin Amy Johnson als erste Frau auf den Weg von London nach Australien - in einem kleinen Flugzeug aus Sperrholz und Leinwand, mit offenem Cockpit, ohne Funkgerät. Vor 75 Jahren endete das glamouröse Leben der erfolgreichen Pilotin tragisch.

Von Ulrike Rückert |
    Ein undatiertes Foto der britischen Pilotin Amy Johnson (1903 - 1941).
    Star der Dreißigerjahre: Die britische Pilotin Amy Johnson (picture alliance / dpa - Royal Air Force Museum Cosford)
    "Leck im Benzintank – Konstantinopel erreicht! Notlandung im Sandsturm! Furchtbare Hitze! Schrecken im Gebirge! Motorausfall über dem Dschungel! Wenige Meter über der tobenden See!"
    Es war die Zeit der spektakulären Rekordflüge – immer längere Strecken in immer kürzerer Zeit weckten kühne Visionen von einer Zukunft, in der man so selbstverständlich mit dem Flugzeug von Kontinent zu Kontinent reisen würde wie mit der Eisenbahn von London nach Manchester. Die Piloten wurden gefeiert wie Popstars. Doch die Männer, die fliegend den Horizont öffneten, waren erfahrene Berufspiloten. Amy Johnson besaß erst seit wenigen Monaten ihren Flugschein. Sie hatte ihren Job als Sekretärin aufgegeben, um sich ihren Traum zu erfüllen.
    Von der Sekretärin zum Flugstar
    "Das Tippen konnte ich einfach nicht ertragen. Ich wollte das Fliegen zum Beruf machen. Ein Mädchen muss etwas tun, um skeptischen Männern zu beweisen, was sie kann."
    Den Flug vom Zentrum des britischen Empires zu seinem Rand hatte der Australier Bert Hinkler bereits 1928 in fünfzehn Tagen bewältigt.
    "Von England nach Australien in dreizehn Tagen. Die Idee beschäftigte mich Tag und Nacht. Der bloße Wunsch, in Rekordzeit nach Australien zu fliegen, wurde zum festen Entschluss. Niemand glaubte an mich außer mir selbst. Irgendwie wusste ich, dass ich es schaffen konnte und dass ich das beweisen musste."
    Einen neuen Rekord schaffte sie nicht. Doch als sie nach neunzehn Tagen in Australien landete, wurde sie nichtsdestotrotz wie ein Staatsgast empfangen. König Georg V. telegrafierte seine Glückwünsche. Bei ihrer Rückkehr nach England wurde sie von einer Million enthusiastischer Fans auf den Straßen begrüßt. Sie wurde mit Orden, Preisen und Geschenken überhäuft, und der berühmte Pilot Sir Alan Cobham adelte sie zur Nationalheldin:
    "Miss Johnsons Flug ist nicht nur ein persönlicher Triumph, sondern zeigt auch, was ein britisches Mädchen schaffen kann."
    "Sie macht Geschichte für die Frauen. Es ist noch nicht lange her, dass konservative Menschen über die Kühnheit der ersten Frau staunten, die fünf Meilen auf einem Fahrrad fuhr. Und hier macht eine Frau einen Sprung um die Welt in einem Flugzeug!"
    Tod in der Themse
    In den 30er-Jahren war Amy Johnson der glamouröseste Star unter den Fliegerinnen. Mit ihrem Ehemann, dem Piloten Jim Mollison, gehörte sie zur internationalen Schickeria. Sie flog in Rekordzeit von England nach Japan und zweimal nach Südafrika. Am Ziel entstieg sie dem Cockpit in Haute Couture, von der Pariser Modekönigin Elsa Schiaparelli eigens für sie kreiert. Doch die Ära der Rekordflüge ging zu Ende, ihre Ehe scheiterte, der Zweite Weltkrieg brach aus. Wie andere Pilotinnen, übernahm Amy Johnson Überführungen für die Royal Air Force.
    "Amy Johnson, die erste Frau, die nach Australien flog, ertrank am Sonntag in der Themse."
    Am 5. Januar 1941 kam sie bei gefrierendem Nebel weit von ihrem Kurs ab. Über der Themsemündung sprang sie mit dem Fallschirm ab, bevor ihr Flugzeug ins Wasser stürzte. Seeleute versuchten vergeblich sie zu retten. Ihr Leichnam wurde nie gefunden. Englands berühmteste Fliegerin wurde nur 37 Jahre alt. In einem Nachruf stand:
    "In Toronto, es war 1933, sagte Miss Johnson: Ich werde fliegen, bis ich sterbe, und ich hoffe, ich sterbe beim Fliegen."