Der Sommer war chaotisch. Zwar hat die Lufthansa 108 Millionen Fluggäste gezählt, so viele wie noch nie. Aber viele musste sie auch warten lassen oder konnte sie gar nicht mitnehmen. Ein Zustand, den Lufthansa-Chef Carsten Spohr heute noch einmal bedauerte:
"Allein bei den Lufthansa Airlines mussten 18.000 Flüge gestrichen werden. Das entspricht einer Schließung unseres Frankfurter Flughafens von zwei Wochen. Über 1,7 Millionen Fluggäste unserer Airlines waren von Annullierungen betroffen. Damit hätten wir über 3000 Airbus A380 füllen können. Die Hauptleidtragenden waren ganz, ganz klar leider unsere Kunden."
Flugangebot auf Kapazitäten abstimmen
350 Millionen Euro an Entschädigungen hat die Fluggesellschaft in den ersten neun Monaten geleistet. Nun zieht sie Konsequenzen. Sie will nicht mehr so schnell wachsen, nämlich nur um acht Prozent, obwohl der Gesamtmarkt um zehn Prozent zulegt. Und im Sommer will sie nur noch halb so stark wachsen wie im laufenden Jahr, nämlich nur noch mit 3,8 Prozent. Dabei soll das Angebot an den Kapazitäten der Flughäfen ausgerichtet werden. Verkehr wird deshalb von Frankfurt weg nach München, Wien und Zürich geleitet. Weniger Wachstum - das wirkt sich auf Umsatz und Gewinn aus. Der wird zusätzlich durch die steigenden Treibstoffkosten belastet. Im laufenden Jahr steigt die Rechnung für Kerosin um 850 Millionen Euro auf gut 6 Milliarden Euro. Im kommenden Jahr dürften sogar 900 Millionen Euro mehr anfallen. Das kann nur eine Konsequenz haben, meint Spohr:
"Wir werden bei der Lufthansa Group alles daran setzen, die gestiegenen Preise in unseren Ticketpreisen besser abzubilden. Fliegen kann und wird bei einem Preis von über 80 Dollar pro Barrel nicht so günstig bleiben können wie es bei einem Preis von 30 Dollar pro Barrel war."
Neuordnung bei Lufthansa
Hinzu kamen 170 Millionen Euro an Kosten für die Integration der 77 Flugzeuge von Air Berlin. Diese Investitionen aber würden sich in den nächsten Jahren auszahlen, ist Spohr überzeugt. Und schließlich sei das Jahr trotz dieser Belastungen doch gut gelaufen. Denn die Lufthansa hat in den ersten neun Monaten ein operatives Ergebnis von 2,4 Milliarden Euro erzielt. Im Gesamtjahr 2017 waren es drei Milliarden Euro - ein Rekord. Diesen Gewinn werde man nicht schaffen:
"Wir erwarten für das Jahr 2018 nun das zweitbeste Ergebnis unserer Geschichte, und wir schauen dabei mit großer Zuversicht auch in die weitere Zukunft. Unsere Strategie zahlt sich aus. Das zeigen nicht nur die finanziellen Ergebnisse. Wir haben insbesondere in unseren Heimatmärkten unsere Marktposition deutlich verbessert, und wir sind Treiber der Konsolidierung. Und jeder, der unsere Industrie beobachtet, sieht, dass die Konsolidierung Fahrt aufgenommen hat und sich fortsetzen wird. Die Starken werden stärker, die Schwachen werden schwächer."
Apropos Konsolidierung: Alitalia bleibt für Lufthansa interessant - allerdings nicht gemeinsam mit einem staatlichen, allenfalls einem kommerziellen Partner.