Geduld ist gefragt in diesem Sommer bei Flugreisenden: Verspätungen und Ausfälle von Flügen häufen sich. Nach Angaben des Flugrechteportals EU-Claim sind bis zum 10. Juni gut 14.500 Flüge ausgefallen, gut ein Viertel mehr als vor einem Jahr, und knapp 3.500 waren mehr als drei Stunden verspätet, das waren fast zwei Drittel mehr. Allein im Mai hätten sich die Ausfälle und Verspätungen verdoppelt. Das Verbraucherschutzportal Fairplane nennt für den Mai einen Anstieg um etwa die Hälfte bei den Ausfällen, um 60 Prozent bei Verspätungen.
Gründe dafür gibt es viele: Immer mehr Menschen wollen fliegen, das aber möglichst günstig, und so ist der Wettbewerb hart. Die Fluggesellschaften versuchten deshalb, die Flugzeuge möglichst auszulasten, erklärt Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg:
"Das führt natürlich auch dazu, dass vielleicht umorganisiert werden muss gegenüber den ursprünglichen Buchungen, dass vielleicht Maschinen auch aus technischen Gründen ausfallen. Dann streikt Airline-Personal oder auch das Bodenpersonal, da sind Wetterunruhen oder auch terroristische Anschläge."
Unwetter und Lieferschwierigkeiten
So begründet auch Eurowings die sich häufenden Flugausfälle und Verspätungen der letzten Zeit unter anderem mit dem Wetter. Ende Mai habe es mehr Blitzeinschläge in Deutschland gegeben als im gesamten letzten Jahr. Streiks vor allem in Frankreich, aber auch in Italien oder Griechenland haben die Flugpläne zusätzlich durcheinander gewirbelt und auch Engpässe bei der Flugverkehrskontrolle, beklagen auch Ryanair oder Easyjet. Fallen Flugzeuge aus, dann haben die Fluggesellschaften natürlich ein Problem, auch wenn etwa die Lufthansa zahlreiche neue Flugzeuge bestellt hat, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr bei der Hauptversammlung:
"Limitiert sind wir hier aktuell leider durch die Lieferschwierigkeiten einiger Hersteller."
Zwar werden durch die Insolvenz der Air Berlin deren Flugzeuge eigentlich in die Flotte von Eurowings oder auch Ryanair integriert, das aber dauert, die Reservepuffer sind weitgehend aufgebraucht. Ersatz sei kaum zu beschaffen, erklärt Ronald Schmid von Fairplane:
"Auf dem freien Markt sind kaum noch Flugzeuge zu leasen. So zeigt sich, dass viele Flugzeuge angeboten werden, die in der Praxis gar nicht dargestellt werden können."
Ziel: Keine Wartezeiten über 15 Minuten
Und dann gibt es noch die organisatorischen Schwierigkeiten: Das Wachstum ist auch am Boden kaum zu bewältigen, deshalb gibt es Staus bei den Sicherheitskontrollen. Das aber will vor allem der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport jetzt schnell angehen, versprach deren Chef Stefan Schulte bei der Hauptversammlung vor zwei Wochen:
"Für viele Passagiere ist es leidvoll, wenn man so lange warten muss, und wir werden auch weiter Druck machen, um hier einfach zu vernünftigen Prozessabläufen zu kommen, zu stabilen Prozessabläufen, damit Sie vorneweg wissen, ich habe keine Wartezeit oder maximal 5 oder 10 oder 15 Minuten, das ist dann vielleicht akzeptabel."
Den Fluggästen stehen bei Verspätungen von mehr als drei Stunden oder Flugausfällen zwar Entschädigungsleistungen oder Ersatzbeförderung zu – aber nur wenn die Fluggesellschaft sich nicht erfolgreich entlasten kann, sie also wirklich schuld ist.