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Flugsicherheit
Systeme in Flugzeugen sind angreifbar

Immer öfter werden Flugzeugpiloten beim Landeanflug mit Laserpointern geblendet. Im vorigen Jahr wurden rund fünfhundert Fälle gemeldet, die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Aber auch der Flugdatenverkehr ist anfällig für mutwillige Störungen.

Von Maximilian Schoenherr |
    Einfluglotse im Tower. Auf dem Rollfeld stehen mehrere Flugzeuge.
    Auf Flughäften gibt es unzählige Computer. Offenbar sind ihre Systeme alles andere als sicher. (dpa-Zentralbild)
    Martin Strohmeier schließt gerade seine Promotion über Flugsicherheit am Institut für Informatik der Oxford University ab. Er hat herausgefunden, dass bei einem normalen Passagierflug 10 bis 14 verschiedene Verfahren eingesetzt werden, mit denen die Piloten und Fluglotsen umgehen.
    "Wir haben festgestellt: Alle diese Kommunikationswege sind nicht verschlüsselt und damit automatisch angreifbar."
    Der bekannteste Kommunikationsweg ist der Sprechfunk zwischen dem Cockpit und den Fluglotsen am Boden. Selbstverständlich analog und ohne Geheimnisse. Martin Strohmeier:
    "Jeder mit einem Radio, das in Richtung 135 MHz sendet und empfängt, kann zuhören und natürlich auch eingreifen."
    Immer wieder melden sich bei den Piloten Privatperson per Sprechfunk und tun so, als säßen sie im Tower. Sie geben in kompetent wirkendem Fluglotsenjargon Anweisungen, etwa die Flugrichtung oder -höhe zu ändern.
    "Da gab es Situtationen in der Türkei, wo die Fluglotsen Frauen waren, die Piloten aber mehr den Männern geglaubt haben, die aber gar keine Fluglotsen waren, sondern das System attackiert haben."
    Mehr Angriffe auf Flugsicherheitssysteme
    Solche Übergriffe nehmen in jüngster Zeit aus zwei Gründen zu: Die Technik ist für jeden erschwinglich geworden. Und: Das Wissen über Aviatik ist im Internet frei verfügbar.
    Warum die Flugbehörden bisher nicht reagiert haben, hat nach den Analysen Strohmeiers historische Gründe. Sicherheitsrelevante Systeme im Flugzeug werden über viele Jahre hinweg separat von verschiedenen Herstellern entwickelt, zertifiziert und dann parallel an Bord verbaut. Aber bei den Kommunikationsverfahren selbst gibt es keinerlei Sicherheit vor Leuten, die die Datenübertragung mit Computertechnologie und meist krimineller Absicht beeinflussen. Selbst die als passives System geltende Satellitennavigation mit GPS eignet sich als Ziel für einen Angriff. Martin Strohmeier:
    "Man kann das Signal blocken, oder man kann die Position, die dem Flugzeug vermittelt wird, verändern. Von Bord aus ist das sicherlich kein Problem, auch über Funk. Aber vom Boden aus, da gibt es auch Leute hier in Oxford, die das durchsimuliert haben. Es gibt damit kein fundamentales Problem. Das GPS-Signal im Flugzeug ist sehr schwach; der Satellit ist viel weiter entfernt als wir am Boden vom Flugzeug entfernt sind. Wir senden einfach ein stärkeres Signal. Wir können hingehen und einem Empfänger, von dem wir wissen, wo er ist, die Signale so vermitteln, dass er glaubt, er wäre an anderer Stelle. "
    Ein weiterer Angriffspunkt ist das Radar. Radar dient zur Positionsbestimmung von Flugzeugen für die Fluglotsen. Zur genaueren Bestimmung der Flughöhe und der Identifikation der Maschine gibt es modernere zusätzliche Radarsysteme, nämlich das "Secondary Surveillance Radar", das in drei Modi auf den Frequenzen 1030 und 1090 MHz arbeitet. Auch sie sind nicht verschlüsselt.
    Fluglotsen bekommen Angriff oft nicht zu sehen
    Um Veränderungen der Radarinformation zu simulieren und Flugzeuge zu imitieren, hat das Oxforder Forscherteam so genannte "Software Designed Radios" eingesetzt. Das sind Funkgeräte, die auf Computerprogrammen basieren und billige Hardware zum Anschließen an den Notebook-Computer benötigen. All das gibt es für 10 bis 400 Euro im Internet zu kaufen. Im Augenblick gibt es keine frei verfügbare Software zur aktiven Störung des Radarverkehrs.
    Martin Strohmeier: "Aber es ist nicht so, dass es besonders schwierig wäre, ein Flugzeug zu imitieren. Oder die Geschwindigkeit oder Position eines Flugzeugs zu verändern, für einen Empfänger dieser Nachrichten. Man könnte auch problemlos Hunderte von Flugzeugen verschicken."
    Das passiert nicht selten, wird aber wegen der parallel laufenden Radarsysteme meist erkannt und unterdrückt; die Fluglotsen bekommen den Angriff gar nicht erst zu sehen. Das Fliegen selbst ist extrem sicher. Aber:
    "Wir sagen, wenn man diese System alleine verwendet, ohne eingebaute Security, dann wird man über kurz oder lang Probleme bekommen, weil Leute aus Spaß oder aus anderen Gründen diese Systeme attackieren werden."
    Immer mehr Airlines bieten WLAN an Bord an, als Teil des Entertainment-Bereichs. Es ist das einzige Protokoll, in dem Martin Strohmeier kein Angriffsszenario sieht. Denn es funktioniert komplett von allen Sicherheitskomponenten getrennt und weist anders als alle 14 anderen Kommunikationswege eine Verschlüsselung auf.