In einem Charter-Flieger zu sitzen, auf dem Rückweg aus dem Urlaub in Ägypten – das ist für viele Russen eine vertraute Vorstellung. Gehört doch Ägypten gerade jetzt im Herbst zu den beliebten Urlaubszielen in der Region für alle, die es sich leisten können, dort noch mal Sonne zu tanken.
Entsprechend groß ist die Betroffenheit, vor allem am Flughafen Pulkowo in Sankt Petersburg, wo der Airbus am Mittag landen sollte. Hunderte Angehörige, die eigentlich ihre Freunde und Familien abholen wollten, wurden von Experten betreut, wie die Psychologin Irina Krawtschenko im russischen Fernsehen erklärte: "Meine Hilfe ist, bei den Angehörigen zu sein. Das ist das wichtigste. Sie brauchen jemanden, der zuhört, sie unterstützt, ihnen die Hand hält. Menschen können in solchen Ausnahmesituationen sehr unterschiedlich reagieren."
Spezialisten betreuen Angehörige am Flughafen
Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums in Sankt Petersburg setzten die Schritte eines Notfallplans um: "Am Flughafen wurde ein Team aus Spezialisten zusammengestellt, Angehörige wurden in ein Hotel gebracht. Im Einsatz sind Psychologen des Katastrophenschutzes und andere Experten aus Petersburg. Der Gouverneur hat die Angelegenheit persönlich unter Kontrolle gestellt."
Der in Ägypten abgestürzte Airbus trug die Aufschrift "Metrojet", unter diesem Namen vermarktet die kleine russische Fluggesellschaft Kogalym-Avia ihre Charter-Flüge. Angeboten werden Verbindungen - vor allem von Moskau und Sankt Petersburg aus in Urlaubsregionen am Mittelmeer und am Roten Meer. 2011 war eine Maschine der Fluggesellschaft in Russland verunglückt, es gab drei Tote und 40 Verletzte.
Fluggesellschaft hatte keinen schlechten Ruf
Doch einen schlechten Ruf hatte das Unternehmen nicht. Russlands Verkehrsminister Maxim Sokolow warnte vor voreiligen Beschuldigungen: "Die Fluggesellschaft hatte ein rechtmäßiges Zertifikat für den Flugbetrieb. Es wird jetzt eine außerordentliche Prüfung geben. Aber man kann derzeit keinesfalls davon sprechen, dass irgendwelche Vorschriften verletzt wurden."
Russlands Präsident Putin sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus und setzte für morgen einen Tag der Trauer an. Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt. Von Moskau aus machten sich russische Experten auf den Weg zum Absturzort in Ägypten.