Wie der Sprecher der russischen Regierung, Dmitri Peskow betonte, schließe Russland zwar keine Absturzursache aus. Aber "hypothetische Überlegungen", dass ein Anschlag zum Absturz der russischen Passagiermaschine über Ägypten geführt habe, seien "unpassend". Auch die ägyptische Regierung wies die Vermutungen über eine Bombe an Bord zurück. Dafür hätten Ermittler bisher keine Beweise gefunden, sagte der ägyptische Minister für zivile Luftfahrt, Hassam Kamal.
In Deutschland nahm das Auswärtige Amt Stellung zu dem Vorfall. Es veröffentlichte eine aktualisierte Teilreisewarnung im Internet. Dort heißt es: "Am 31. Oktober 2015 stürzte ein Passagierflugzeug nach dem Start in Sharm el-Sheikh über dem Sinai ab. Die Absturzursache ist noch nicht geklärt." Urlaubern wird geraten, sich bei Flügen in die Region vorab bei ihren Reiseveranstaltern über mögliche Probleme zu erkundigen. Die Reisewarnungen für die Sinai-Region verschärfte das Auswärtige Amt allerdings nicht.
Wie schon britische und irische Fluggesellschafften, stellten jetzt auch einige deutsche ihre Linienflüge nach Scharm el Scheich auf der Sinai-Halbinsel vorerst ein. Die Lufthansa erklärte, dass davon bisher zwei wöchentlich geplante Flüge ihrer Gesellschaften Eurowings (ab Köln/Bonn) und Edelweiss (ab Zürich) betroffen seien. Derzeit befinden sich rund 2.000 Deutsche in Scharm el Scheich und im nahe gelegenen Dahab. Andere deutsche Fluggesellschaften umfliegen die Halbinsel.
Briten und Amerikaner reagieren auf Absturz
Großbritannien und die USA halten eine Bombenexplosion als Ursache für den Flugzeugabsturz über dem Sinai für wahrscheinlich. "Es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass der Absturz durch einen Sprengsatz an Bord verursacht wurde", sagte der britische Außenminister Philip Hammond in London. In einem Fernsehinterview antwortete Hammond auf die Frage, ob die Terrormiliz IS für den Absturz verantwortlich sei: "Wir haben uns alle Informationen angesehen und kommen zu dem Schluss, dass es hierfür eine große Wahrscheinlichkeit gibt."
Der ägyptische Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte erklärt, er habe die Maschine zum Absturz gebracht. Ägyptische und russische Behörden bezweifeln die Version eines Abschusses. Sie weisen darauf hin, dass der IS auf der Sinai-Halbinsel nicht über Waffen verfüge, um eine in rund 9.000 Metern Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Auch die ägyptische Regierung hält dies für unwahrscheinlich und spricht von Propaganda des IS.
Flüge ausgesetzt
Großbritannien setzte als Vorsichtsmaßnahme die Flüge zwischen Scharm el Scheich im Süden des Sinai und Großbritannien aus. Viele Touristen sitzen nun in der Region fest und sollen ausgeflogen werden. Die irischen Behörden folgten dieser Entscheidung und wiesen alle Fluglinien des Landes an, den Ort vorerst nicht mehr anzufliegen. Die deutsche Lufthansa und die französische Air France hatten bereits am Wochenende erklärt, dass ihre Maschinen die Sinai-Halbinsel bis auf Weiteres umfliegen werden. Auch niederländische Fluggesellschaften fliegen zunächst bis Sonntag nicht mehr die ägyptische Urlaubsregion an.
In Washington sagte ein ranghoher US-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP, die Hypothese von einer Bombe an Bord sei sehr wahrscheinlich. Ähnlich äußerten sich US-Vertreter, die von den Nachrichtensendern CNN und NBC zitiert wurden. "Es gibt ein eindeutiges Gefühl, dass es ein Sprengkörper war, der im Gepäck oder anderswo im Flugzeug versteckt wurde", zitierte CNN einen namentlich nicht genannten Vertreter der US-Regierung. Demnach gehen US-Geheimdienste davon aus, dass höchstwahrscheinlich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dahinter stecke.
In Ägypten werden derzeit die Flugschreiberdaten ausgewertet. Wie das Ministerium für zivile Luftfahrt am Mittwoch mitteilte, konnten die Informationen vom Datenrekorder sichergestellt werden. Der Stimmenrekorder, der Tonaufnahmen der Gespräche von Pilot und Copilot sowie weitere Geräusche im Cockpit speichert, sei jedoch zum Teil beschädigt, hieß es.
Der Airbus A321 war am Samstag kurz nach dem Start in Scharm el Scheich auf dem Weg nach St. Petersburg über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Alle 224 Insassen, zumeist russische Urlauber, starben. Nach Angaben russischer Ermittler brach die Chartermaschine der russischen Fluggesellschaft Kogalimawija, die unter dem Namen Metrojet fliegt, in der Luft auseinander.
(pr/fwa/lob)