Nach dem Absturz des Passagierflugzeugs über dem Osten der Ukraine haben die USA Russland und die moskautreuen Separatisten aufgerufen, die Untersuchungen nicht zu behindern. Das US-Außenministerium in Washington erklärte, die Zustände am Ort des Absturzes seien inakzeptabel. Es gebe Hinweise, dass mögliche Beweise für den Abschuss der malaysischen Maschine entfernt worden seien.
Außenminister John Kerry habe Moskau bei einem Gespräch mit dem russischen Ressortchef Sergej Lawrow aufgerufen, seinen Einfluss auf die Separatisten geltend zu machen, die das Gebiet kontrollieren. Kerry sei "zutiefst besorgt", dass Experten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und anderen Ermittlern "ein angemessener Zugang" verwehrt werde, berichtete sein Ministerium aus dem Gespräch mit Lawrow.
Separatisten wollen Sicherheit der Ermittler nur bei Waffenstillstand garantieren
Die prorussischen Separatisten wollen nur unter bestimmten Bedingungen die Sicherheit der internationalen Ermittler am Ort des abgestürzten Flugzeugs gewährleisten. Kiew solle für die Dauer der Untersuchung in einen Waffenstillstand einwilligen, sagte ein Sprecher der Aufständischen.
Die OSZE hatte gestern erstmals den Ort des Absturzes inspiziert. Die Experten wurden aber nach eigenen Angaben durch bewaffnete Kämpfer eingeschränkt. Heute wollen mehr als 100 Spezialisten aus Malaysia und den Niederlanden zu der Unglücksstelle fahren. Den Rettungskräften zufolge wurden bisher 196 der vermuteten 298 Toten geborgen.
Steinmeier will Rolle Moskaus untersuchen
Die Hintergründe der Katastrophe sind nach wie vor unklar. Nach den Worten von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) muss bei der Untersuchung des Boeing-Absturzes auch geklärt werden, ob Kräfte aus Russland direkt am Abschuss des Flugzeugs beteiligt waren. "Die Täter und ihre Hintermänner dürfen nicht entkommen", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag". Nötig sei eine unabhängige und internationale Untersuchung, die über jeden Zweifel erhaben ist.
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, hatte eine Verstrickung Russlands angedeutet. "Wir können nicht ausschließen, dass russisches Personal beim Betrieb dieser Systeme geholfen hat", sagte sie Bezug nehmend auf den Einsatz von Bodenluftraketen bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Die russische Führung wies jegliche Verantwortung von sich und kritisierte Berichte über einen angeblichen Abschuss der Maschine als voreilig.
(ach/klg)