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Airbus weiter im Sinkflug

Airbus ist weiter unter Druck. Steigende Gewinne soll es erst später als erwartet geben, die Übergabe des neuen Langstreckenfliegers A350 verzögert sich und die Zukunft des Großraumfliegers A380 ist auch offen. Insgesamt also eher schlechte Nachrichten für die Investoren.

Von Brigitte Scholtes | 11.12.2014
    Full Service: Sky Bar in der Business Class an Bord einer Emirates-Maschine (Airbus A 380)
    Die Zukunft des Großraumflugzeuges Airbus A 380 ist ungewiss. (JOHANNES EISELE / AFP)
    Es sind mehrere schlechte Nachrichten, die Airbus-Chef Tom Enders gestern auf dem Investorentag in London verkündet hat. Die erste schlechte Nachricht: 2016 werden die Erträge von Airbus nicht steigen, wie bisher erwartet. Und das liegt vor allem an der neuen Version des A 330, der erst 2017 fertiggestellt werden wird. Deshalb muss Airbus 2016 die Fertigung des alten Modells herunterfahren, und das drückt auf den Gewinn. Die Fluggesellschaften möchten ohnehin lieber auf das neue Modell warten. Den Grund erläutert Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank:
    "Die alten Triebwerke brauchen deutlich mehr Sprit als die neuen Triebwerke. Und das zeigt jetzt deutlich, dass trotz des niedrigen Ölpreises die Airlines auf Spritverbrauch Wert legen und nicht davon ausgehen, dass die Ölpreise nachhaltig auf so einem niedrigen Niveau bleiben."
    Airbus 380 vor dem Aus?
    Die zweite schlechte Nachricht: Die Produktion des A 380 könnte vor dem Aus stehen. Denn seit 2007 hat Airbus erst Aufträge für 318 Großraumflugzeuge erhalten, das ist nur ein Viertel des Bedarfs, den der Hersteller eigentlich erwartet hatte. Die Fluggesellschaft Emirates, die insgesamt allein 140 A 380 geordert hatte, fordert nun aber eine Modernisierung. Und dazu scheint Airbus noch nicht bereit, meint Analyst Schöppner:
    "Airbus würde gerne den alten oder den bestehenden 380 weiterverkaufen, um sich neue Entwicklungskosten zu sparen. Die Kunden wiederum hätten den 380 gern mit den moderneren Triebwerken. Da laufen im Hintergrund meines Erachtens erheblich intensive Gespräche, wie es denn weitergehen soll. Das ist ein bisschen Politik, was da jetzt kommt."
    Gewinne erst im kommenden Jahr erwartet
    Im kommenden Jahr aber will Airbus mit dem A 380 endlich einmal Gewinne schreiben.
    Es sind im Wesentlichen die Golffluggesellschaften, die das Großraumflugzeug nachfragen. Viele andere setzen auf etwas kleinere Flugzeugtypen, die etwas flexibler und auf mehr Strecken eingesetzt werden können. Wie die Kunden vom Golf Airbus unter Druck setzen, zeigt sich aber an Qatar: Das Emirat hatte gestern kurzfristig die für Samstag geplante Übergabe des ersten A 350 verschoben. Dabei war Airbus-Chef Tom Enders zu Beginn des Jahres noch so optimistisch gewesen, man sei im Zeitplan, den ersten Langstreckenjet dieses Typs vor dem Jahresende zu übergeben:
    "We are – believe it or not – still on track to deliver the first aircraft towards the end of the year."
    Das Flugzeug sei fertig und stehe auf dem Vorfeld, hatte Enders gestern noch gesagt. Qatar bemängelt offenbar die Kabinenausstattung, vielleicht auch aus taktischen Gründen, um den Vertrag nachbessern zu können. Qatar Airways hat insgesamt 80 A 350 bestellt. 778 Aufträge liegen Airbus bisher vor.