Barack Obama klang besonders ernst, als er vor die Kameras trat. Die Welt schaue auf den Osten der Ukraine, sagte der amerikanische Präsident. Und darum werde man sicherstellen, dass die Wahrheit ans Licht komme. Obama forderte darüber hinaus eine sofortige Waffenruhe in der Krisenregion - nicht zuletzt damit die Ermittlungen am Ort des Geschehens ungehindert anlaufen könnten. Hier seien die Ukraine, die pro-russischen Separatisten und Russland gleichermaßen in der Pflicht, sagte der US-Präsident.
Die Vereinigten Staaten gehen bislang davon aus, dass Flug MH17 von Amsterdam nach Kuala Lumpur abgeschossen wurde. Obama sagte, es gebe Hinweise dafür, dass die Rakete aus einem Gebiet abgefeuert wurde, das die Aufständischen - und nicht die ukrainische Armee - kontrollieren.
Die amerikanische UNO-Botschafterin Samantha Power wurde noch deutlicher. Auf einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates erklärte sie, man könne nicht ausschließen, dass russisches Personal bei der Aktion geholfen habe. Auch sei nicht bekannt, dass die ukrainische Armee in dieser Region Boden-Luft-Raketen stationiert habe.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte inzwischen, dass keinerlei Flugabwehrsysteme vom Typ "Buk" in das Gebiet der Separatisten geschafft worden seien. Experten gehen davon aus, dass die Maschine von einer solchen "Buk"-Einheit getroffen worden sein könnte. Der UNO-Sicherheitsrat forderte - Russland übrigens eingeschlossen - eine unabhängige Untersuchung.
5.000 Dollar Entschädigung pro Opfer
Bei dem Absturz kamen aller Voraussicht nach alle 298 Insassen des Passagierflugzeuges ums Leben. Die Opfer stammten aus mindestens neun Ländern, wobei mit 189 die weitaus meisten aus den Niederlanden kamen. Auch vier Deutsche sollen an Bord gewesen sein. "Malaysia Airlines" macht in einer Stellungnahme deutlich, dass die Flugroute von MH17 regelmäßig für Verbindungen von Europa nach Asien genutzt werde. Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" kritisierte, dass man im Internet Daten über die genaue Höhe eines Flugzeuges finden könne. Diese Informationen hätten aber in der Öffentlichkeit nichts verloren. Denn das erleichtere es, eine Maschine anzugreifen.
ARD-Korrespondent Ralf Lachmann berichtet, dass Malaysia Airlines angeboten hat, alle Angehörigen zur Absturzstelle zu bringen, sobald die Sicherheitslage es erlaube. Die Angehörigen sollen zudem für jedes Opfer 5.000 Dollar als erste Entschädigung erhalten.
Der Absturz ereignete sich gestern Abend. Danach warfen sich zunächst die ukrainische Regierung und die Separatisten gegenseitig vor, die Maschine abgeschossen haben. Inzwischen sind Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) an der Absturzstelle eingetroffen. Allerdings haben keinen ungehinderten Zugang zu dem Gebiet. Die OSZE teilte mit, die Beobachter könnten sich nicht uneingeschränkt bewegen. Auch sollen in der Nähe der Gruppe Schüsse gefallen sein.