Tagelang waren die Menschen in Kirchsahr, einem kleinen Dorf in einem Seitental der Ahr, von der Außenwelt abgeschnitten. Wer wissen will, wie es ihnen nun geht, kann das in der "Rhein-Zeitung" nachlesen. Seit über einer Woche berichtet die Lokalredaktion Ahrweiler mit zehn Reporterinnen und Reportern direkt aus dem Katastrophengebiet, unterstützt von Kräften aus der zentralen Mantelredaktion.
Wohin mit dem Schutt und Müll, den das Wasser zurückgelassen hat? Wie groß ist die Seuchengefahr? Wie lange wird der Wiederaufbau der Bahnstrecke dauern? Auf Fragen wie diese liefert die Redaktion Antworten. Die Journalistinnen und Journalisten sind nah dran, sprechen mit Betroffenen, befragen Verantwortliche.
Lokalredaktion profitiert von privaten Netzwerken
In der Krise haben die Lokalmedien gegenüber überregionalen Medienhäusern einen Vorteil: Sie kennen die Region und liefern detaillierte Informationen, bis hin zur Lage in einzelnen Ortschaften. Möglich sei das durch gute Netzwerke, auch über private Kontakte, sagt Uli Adams, der die Lokalredaktion Ahrweiler leitet.
Das Telefonnetz funktioniere nun, gut anderthalb Wochen nach der Flut, wieder einigermaßen. "Das größte Problem ist die Erreichbarkeit", sagt Adams. Ins Ahrtal hineinzukommen sei schwierig, weil die Strecke mit Einsatzfahrzeugen und Mülltransporten überlastet sei.
Redaktionsräume vor Ort gesucht
"Wir versuchen gerade, Räumlichkeiten in Bad Neuenahr-Ahrweiler anzumieten, um da einen Standort zu haben", berichtet Adams. Denn erst im vergangenen November habe die Zeitung ihre Redaktionsräume vor Ort geschlossen, auch wegen der Corona-Pandemie. Zum Teil würden seine Mitarbeiterinnen ihre Texte jetzt im Auto tippen. "Jeder fühlt sich verpflichtet", so beschreibt der Redaktionsleiter die Stimmung in seinem Team. Falschmeldungen gebe es an jeder Ecke.
Auch ZDF-Reporter Arndt Ginzel, der in Ahrweiler für das Politmagazin "frontal" recherchiert hat, beobachtet dort "allerlei Verschwörungsgeschichten und Falschmeldungen, die die Leute beunruhigen". Im Dlf sagte er, unter anderem seien Mitglieder der "Querdenker"-Szene durch die Nachbarschaft gezogen und hätten fälschlicherweise erzählt, das Hochwasser sei von Bundeskanzlerin Merkel geplant worden, um eine Klimadebatte zu entfachen. Viele von der Flut Betroffene bekämen keine Zeitung und hätten keinen Strom für Fernsehen oder Radio, sagte Ginzel: "Da sind die Leute natürlich empfänglich für Gerüchte und Fakenews."
Kostenlose Zeitungen für Betroffene
Lokalredakteur Uli Adams zufolge würden deswegen Ausgaben seiner Zeitung kostenlos an zentralen Punkten deponiert. Außerdem hofft er darauf, dass all diejenigen in der Region, die die Zeitung normal zugestellt bekommen, Informationen weitergeben. Adams selbst ist dieser Tage in Doppelfunktion unterwegs: Auch seine Schwester und sein Patenkind seien von der Flut getroffen worden, berichtet er. Deswegen arbeite er nicht nur journalistisch, sondern räume auch Möbel aus und organisiere Hilfe: "Ich teile mich jetzt."