Bundesbildungsministerin Johanna Wanka gerät ins Schwärmen, wenn sie von einigen der Projekte berichtet, die Hochschulen in der ersten Phase mit dem Geld aus dem Qualitätspakt Lehre umgesetzt haben. Angefangen beim Karlsruher Institut für Technologie:
"Da ist zum Beispiel vom KIT und der Uni Stuttgart ein Helpdesk, also eine erste Anlaufstelle bei akuten fachlichen Fragen. Wo also zwei Stunden täglich eine professionelle Lernhilfe, wenn der aus der Vorlesung kommt und wirklich erschlagen ist, dass man dann dort sofort Unterstützung bekommt, im ersten Semester. Oder bei der Humboldt-Universität ein Vorhaben, das nennt sich Übergänge, wo man es den Studierenden im Jurastudium ermöglicht, dass sie gleich ganz am Anfang einen starken Praxisbezug haben, indem sie die Möglichkeit bekommen, direkt an der Betreuung echter Fälle mitzuwirken."
Ein Schiffsimulator für Ingenieure, lebensechte Tiermodelle, an denen der Tierarztnachwuchs operieren lernen kann, und vieles mehr. Insgesamt stellt der Bund zwischen 2011 und 2020 zwei Milliarden Euro zur Verfügung, damit die Lehre an Hochschulen und die Betreuung von Studierenden verbessert werden. Rund 1,2 Milliarden davon sind in der ersten Phase geflossen, in der 186 Hochschulen aus allen Bundesländern gefördert wurden.
820 Millionen Euro in der zweiten Phase
Für die zweite Förderphase, die bis 2020 läuft und für die rund 820 Millionen Euro zur Verfügung stehen, konnten sich alle Hochschulen wieder bewerben, die bereits zuvor gefördert wurden, um ihre begonnenen Initiativen und Projekte fortzuführen. Fast alle haben einen Fortsetzungsantrag gestellt – 156 sind wieder mit dabei: 71 Universitäten, 61 Fachhochschulen und 24 Kunst- und Musikhochschulen. Aufgeschlüsselt nach Bundesländern zeigt sich: Allein in Nordrhein-Westfalen werden 23 Hochschulen gefördert, dicht gefolgt von Baden-Württemberg und Bayern mit jeweils 22.
Das Geld aus dem Qualitätspakt Lehre entlaste nicht nur die Länder, die die Hauptlast der Hochschulfinanzierung tragen, sagte Johanna Wanka. Die Mittel ermöglichten den Hochschulen, Dinge auszuprobieren, die sie sich sonst nicht leisten könnten.
"Sie könnten fragen, hat das nun irgendeine Wirkung außer den vielen interessanten Projekten vor Ort?"
Eine Frage, die die CDU-Ministerin mit einem klaren Ja beantwortet. So seien etwa seit Förderbeginn 3.000 zusätzliche Stellen geschaffen worden.
"Das geht von wissenschaftlichen Mitarbeitern in der Lehre oder Beratungsstellen bis hin zu Professorenstellen."
Zahl der Studienabbrecher verringert
Außerdem habe die Unterstützung die Zahl der Studienabbrecher verringert, weil viele der Projekte sich auf Hilfen gerade am Beginn des Studiums konzentrieren oder das Thema Diversität bei den Studierenden aufgriffen.
Eva Quante-Brandt, Senatorin für Wissenschaft des Landes Bremen, macht einen Kulturwandel an vielen Hochschulen aus, zu dem auch der Qualitätspakt Lehre beigetragen habe:
"Jetzt sind wir, glaube ich, an einem Punkt angelangt, dass die Lehre und Forschung auf Augenhöhe eher stattfinden kann, und dass auch den forschungsorientierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler klar ist, eine gute Lehre eröffnet ihnen auch eine gute bessere Perspektive in der Forschung."
Diesen Kulturwandel beobachtet auch Karin Donhauser, die Vorsitzende des Auswahlgremiums, das darüber entschieden hat, welche Hochschulen durch den Qualitätspakt Lehre unterstützt werden. Gäbe es nur die Exzellenzinitiative, die die Spitzenforschung fördert, dann wäre es an den Hochschulen zu einer Unwucht gekommen, diagnostiziert die Professorin von der Humboldt-Universität in Berlin, weil nur die Bedeutung der Forschung noch weiter herausgehoben worden wäre. So aber werde auch über strategische Entwicklungen im Bereich der Lehre diskutiert.