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Förderung von Spitzenforschung
Der Traum von der Exzellenz

Die sogenannte Exzellenzinitiative gilt als größte Umwälzung im deutschen Bildungssektor der letzten Jahrzehnte. Seit mehr als zehn Jahren versuchen Universitäten, einen Teil des von Bund und Ländern seitdem bereitgestellten Milliardenkuchens abzukommen. Das war nicht immer unumstritten.

Von Stephan Beuting | 29.01.2016
    Studenten stehen am Freitag (15.06.2012) in Freiburg vor einem Gebäude der Universität Freiburg.
    Freiburg musste 2012 den Titel "Exzellenzuniversität" schon wieder abgeben (picture-alliance / dpa / Patrick Seeger)
    "Was die Universitäten anbelangt, wollen wir uns auf dem Niveau der besten Universitäten, der amerikanischen Universitäten uns bewegen." Wolfgang Jäger, 2007, damals Rektor der Universität Freiburg und anscheinend Fan der Exzellenzinitiative. Die Universität Freiburg schafft es - sie wird Exzellenzuniversität. Es ist ein Traum, den Bildungspolitiker und Hochschulvertreter gemeinsam träumen. Den Traum von der Exzellenz, selber mal einer dieser Leuchttürme sein, um internationale Topforscher konkurrieren. So wie die US-Elite-Universitäten Princeton, Harvard, MIT und Stanford.
    Startschuss war 2005: Bund und Länder einigen sich unter Federführung der ehemaligen Bildungsministerin Edelgard Bulmahn auf die Exzellenzinitiative. Das Ziel: Wissenschaft und Forschung fördern: "Dass wir Spitzenunis brauchen, in unserem Land, nicht nur eine sondern mehrere, die dann auch weltweit in der ersten Liga mithalten können."
    Die deutschen Universitäten können sich für die Förderung in drei Bereichen bewerben.
    Mit den sogenannten Exzellenzclustern: In diesen Forschungsverbünden forschen und arbeiten Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zu einem übergeordneten Thema, auch in Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
    Mit Graduiertenschulen: Durch sie soll der wissenschaftliche Nachwuchs bei der Promotion besonders unterstützt werden.
    Mit ihrem Zukunftskonzept: In dem die Hochschule zeigt, wie sie sich neu aufstellen will, thematisch, personell, strukturell.
    In der ersten Phase, 2006 bis 2011 wurden die ausgewählten Hochschulen mit 1,9 Milliarden Euro gefördert, dann kam die zweite Phase, mit 2,7 Milliarden, macht zusammen 4,6 Milliarden Euro über 10 Jahre.
    Die Exzellenzinitiative habe viel Dynamik in die deutsche Bildungslandschaft gebracht. Das sagen diejenigen, die für die Förderung verantwortlich sind und diejenigen, die an den elf für exzellent befundenen Hochschulen arbeiten, also in Tübingen, Aachen, Bremen, Köln, Heidelberg, Dresden, Konstanz, Berlin und München. Für diese Deutung spricht, dass einige der ausgezeichneten Universitäten in internationalen Hochschulrankings Plätze gut machen konnten. Doch der Abstand zur Ivy League, zu den globalen Spitzenunis, ist immer noch riesig.
    Kritiker halten die Vergabe der Fördermillionen für ungerecht. Wer leer ausgeht, droht dauerhaft abgehängt zu werden, kleinere Hochschulen und geisteswissenschaftliche Fachbereiche haben das Nachsehen. Und diejenigen, die erst Erfolg hatten, in der nächsten Runde des Wettbewerbs aber wieder rausgeflogen sind, müssen sehen, wie sie ihre millionenschweren Prestigeprojekte weiter führen. So auch die Universität Freiburg, deren ehemaliger Rektor einst so sehnsüchtig in die USA geschaut hat. 2012 musste Freiburg den Titel "Exzellenzuniversität" nämlich schon wieder abgeben.