Die Corona-Krise trifft die Konjunktur der Eurozone laut Prognose der EU härter als gedacht und erschwert die Erholung. Die EU-Kommission veranschlagt für dieses Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaft um 8,7 Prozent. Die finanziellen Folgen der Corona-Krise sind für viele Verbraucherinnen und Verbraucher noch unabsehbar. Doch trotz Schrumpfen der Konjunktur ist bislang nur eine Minderheit getroffen.
Wie passt das zusammen?
Es ist wohl tatsächlich so, dass die große Mehrheit der Deutschen, vier Fünftel, nicht fürchtet, dass sich das Einkommen demnächst verringert oder dass man arbeitslos werden könnte. Das zeigt eine Befragung des Frankfurter Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung. Und aus Daten der ING Bank geht hervor, dass zuletzt nur 14 Prozent der Befragten in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, beispielsweise wegen der Miete. Das sind Befunde, die auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung bestätigt. Das hat bereits im Mai eine Untersuchung veröffentlicht, demnach hat damals eine überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen keine Einkommensveränderung festgestellt. Und da gab es noch eine andere bemerkenswerte Beobachtung: Die gesamtwirtschaftliche Lage wird von der Mehrzahl deutlich schlechter eingeschätzt als im Vorjahr, aber, wenn es um die eigene wirtschaftliche Lage geht, sehen wir keine Veränderung. Also privat herrscht überwiegend Zuversicht.
Die wirtschaftliche Situation der Mehrheit hat sich also noch nicht groß verschlechtert?
So scheint es zu sein – und das lässt sich auch herleiten. Beispiel Kurzarbeit: Das ist ein Kriseninstrument, aber die Leistung wird nicht selten aufgestockt, dadurch haben Beschäftigte gar keine Einbußen. Oder nehmen wir die 18 Millionen Rentnerinnen und Rentner, auch die haben ein stabiles Einkommen, auch wenn es da natürlich erhebliche Unterschiede gibt. Deswegen ist jetzt auch die Frage: Was bringt etwa die Mehrwertsteuersenkung, wenn sich bei den meisten Deutschen am Einkommen nicht viel verändert hat. Rührt die Kaufzurückhaltung nicht woanders her.
Wen trifft die Krise besonders hart?
Das sind im Wesentlichen die Selbstständigen, Soloselbssttändige, all jene mit Minijobs, gering bezahlte in der Gastronomie. Nehmen wir die Soloselbständigen – die Soforthilfen greifen so gut wie nicht für den Lebensunterhalt, da bleibt nur Arbeitslosengeld zwei für einige. Oder es bleibt eben nur der Rückgriff auf Erspartes. Der Ökonom Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sagt, wenn jemand jetzt von Einkommenseinbußen betroffen ist, dann werden Rücklagen angezapft. Wenn es die denn gibt, denn die Hälfte der Deutschen hat gar kein Vermögen. Das zeigt also schon auch: Selbst wenn die Masse gut durch die Krise kommt, trifft es einige mit voller Härte.
Und natürlich lässt sich einwenden, auch an anderer Stelle werden Vermögen kleiner – wenn wir über Aktien sprechen, aber, da sagt der Ökonom Grabka – das sind Buchverluste, die kann man vielleicht aussitzen.
Ob sich Schieflagen auffangen lassen durch Hilfen vom Bund, das werden wir erst in ein paar Monaten sehen: Das gilt auch für die neuen Überbrückungshilfen, die ab dieser Woche gewährt werden sollen – die folgen ja auf die Soforthilfe - für alle Soloselbstständigen. Aber auch mittelständische Unternehmen aller Branchen sollen davon profitieren.
Wie sind diese Überbrückungshilfen angelegt?
Die wurden Mitte Juni beschlossen – sind im zweiten Nachtragshaushalt enthalten mit 25 Milliarden Euro. Es geht darum, Umsatzausfälle auszugleichen. Wer mehr als 70 Prozent Umsatzeinbruch wegen Corona verbuchen musste, kann sich bis zu 80 Prozent der fixen Betriebskosten erstatten lassen, maximal sind es 150.000 Euro. Die Länder zahlen die Hilfe aus, Details werden gerade noch abschließend geklärt, sollen diese Woche erläutert werden. Das Programm gilt rückwirkend von Juni bis August.