Spätestens mit der Invasion in Afghanistan als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 sei die Wiederkehr der Logik zu beobachten, die "in den Schlamassel von Vietnam" hineingeführt hatte, erklärte Bernd Greiner, der an der Universität Hamburg außereuropäische Geschichte lehrt: "Die Behauptung, wir seien von einem übermächtigen Gegner im Äußeren bedroht und diese Bedrohung legitimiere jedes Mittel, um sie abzuwehren." Das habe auch dazu beigetragen, dass die "offensichtlichen Lügen" im Vorfeld des Irak-Krieges 2003 als notwendiges Übel akzeptiert worden seien, so der Historiker.
Greiner betonte, bereits mit der Wahl Ronald Reagans zum Präsidenten 1980 habe sich in den USA eine Position durchgesetzt, dass die "Scharte Vietnam ausgewetzt werden" müsse. Amerika sollte wieder Weltmacht werden und nach außen demonstrieren, dass es bereit war, wieder kleine Kriege zu führen und mit dem Mittel der Aufrüstung Politik zu machen.
Als der Kalte Krieg zu Ende war, habe man in den USA die ganze Epoche nach 1945 mit dem Gestus des Triumphalismus' gegenüber der Sowjetunion kommentiert und über alle Versäumnisse wie den Vietnam-Krieg hinweg gesehen, sagte Greiner. Die USA hätten zudem jede Bereitschaft vermissen lassen, die Lehren aus dem Vietnam-Krieg dahingehend zu ziehen, Opfer etwa der Agent-Orange-Angriffe zu entschädigen.
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