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Folksängerin Linda Sutti
Der lange Weg der Linda S.

Seit 2005 versuchte Linda Sutti aus Piacenza, mit ihrer Musik beim Publikum zu landen. Weitestgehend erfolglos – bis sie 2013 einen deutschen Produzenten traf. 2014 erschien ihr Folkmusik-Album "Wild Skies". Beim Besuch im Deutschlandfunk spielte sie daraus Stücke auf einer besonderen Akustikgitarre.

Am Mikrofon: Tim Schauen |
    Die Musikerin Linda Sutti hält eine Gitarre in den Händen.
    Das Album "Wild Skies" (Titelfoto) wurde in Arnsberg im Sauerland aufgenommen. (Timo Wilke)
    Linda Sutti hat einen langen Weg zurückgelegt. Von der Entfernung her, aber auch musikalisch. Von Piacenza in Norditalien über Sardinien bis in ein Tonstudio im sauerländischen Arnsberg war sie unterwegs.
    "Ich spiele vor allem Folkmusik. Und Blues"
    Sie hat Musik gemacht, Eis verkauft, Werbetexte geschrieben, arbeitet immer mal wieder als Au pair-Mädchen, auch bei einer Familie in Worms. Sie trat bei Musikfestivals und in Kneipen auf. Vor 2.000 Zuschauern, aber auch vor 20. Doch der Reihe nach: 1982 geboren, fängt Sutti im Alter von neun Jahren an, Gitarre zu spielen, mit 15 gründet sie eine Band, spielt italienische und Stücke internationaler Künstler nach.
    "Nachdem ich mich in die Musik von Janis Joplin verliebt habe, spielten wir nur noch Blues und Folkmusik. Ich liebe den Folk der 1960er Jahre, hörte früher vor allem Donovan und Fairport Convention."
    Am Blues, sagt Linda Sutti, gefalle ihr die Authentizität, die Art, wie Musiker ihre Gefühle ausdrücken können – und das auch durch poetische Texte. Und durch Texte wird Sutti immer stärker von Janis Joplin inspiriert.
    "Zuerst, weil Janis eine tolle Bluessängerin war, aber sie ist überhaupt eine tolle Künstlerin. Ich wollte mehr über sie wissen. Doch damals hatte ich noch keinen Zugang zum Internet, es war sehr schwierig für mich, an Informationen oder überhaupt an Material zu kommen, das über die Musik hinausging. Und als ich dann endlich eine Biografie in die Hände bekam, habe ich sie verschlungen. Darin las ich, dass Janis ein richtiges Konzept als Künstlerin hatte, sie war nicht nur Sängerin, sondern viel mehr. Danach hatte ich ewig gesucht."
    Das Publikum ist eher am Alkohol interessiert
    2010 entsteht aus Suttis Demos das selbstproduzierte Album "Winter in my room" - der Erfolg bleibt mäßig. 2012 folgt ein Kurzalbum. Linda spielt in Kneipen und Bars gegen ein Publikum an, das nicht wegen der Musik gekommen ist, sondern vor allem, um Party zu machen, Alkohol zu trinken. Der falsche Ort für die intimen Klanglandschaften der kleinen Frau mit den schwarzen Haaren und funkelnden dunklen Augen. Die Italienerin ist frustriert.
    "Als ich gerade wirklich darüber nachgedacht habe, die Musik aufzugeben, weil es einfach nicht weiter ging, bekam ich die Einladung zum Bluesfestival in Narcao auf Sardinien. Ich habe lange überlegt, ob es überhaupt noch Sinn machen würde, dort zu spielen. Aber ich hab es getan – und das war wohl so etwas wie Schicksal."
    Das Schicksal ließ sie auf Henrik Freischlader treffen. Der Wuppertaler ist einer der besten deutschen Gitarristen, spielt Blues und Rock, zudem betreibt er sein eigenes Plattenlabel. Und Freischlader war im Sommer 2013 mit seiner Band ebenfalls auf eben jenem Musikfestival in Narcao. Die beiden Musiker kamen ins Gespräch - und schnell auf die Idee, gemeinsam ein Album aufzunehmen. Also stieg Linda Sutti im August 2014 in den Zug nach Deutschland, traf Freischlader zum Songwriting, und bald darauf standen die beiden in Arnsberg im Sauerland im Studio. Linda Sutti sang und spielte akustische Gitarre, Henrik Freischlader bediente elektrische Gitarren, Bass Schlagzeug und sang ebenfalls.
    Das Schicksal und Henrik Freischlader
    Das Ergebnis ist ein Album namens "Wild Skies", es erschien im Oktober 2014 bei Cable Car Records: eine wunderbare italienisch-bergisch-sauerländische Zusammenarbeit! Folkmusik mit Popeinschlag, mit viel Gefühl - und vor allem diesem besonderen Charme. Aber immer noch in der Tradition der Singer/Songwriter. Dies ist der Titelsong: Linda Sutti mit "Wild Skies".
    Vor einem Jahr, Ende 2014 ging Linda Sutti dann mit Freischlader auf Deutschlandtournee - perfekt, um die Songs der Platte vorzustellen. Doch auf dem Album spielt sie mit vollem Bandsound im Rücken, im Vorprogramm ihres Mentors jedoch traf sie - bewaffnet nur mit einer Gitarre und ihrer dunklen Stimme - auf ein Rock-Publikum, das gekommen ist, Gitarrensoli zu hören. Anfangs wirkte sie schüchtern, nur die wuchtige Akustikgitarre schien ihr Schutz zu bieten. Doch mit Energie und ihrer speziellen Aura brach Linda Sutti den Bann. So stand sie dann auf der Bühne, kniff hochkonzentriert die Augen zusammen, während sie mit enormem Gefühl sang. Das Publikum mucksmäuschenstill. Ebenso ergreifend wie beeindruckend. Ende September war sie für einige Konzerte in Belgien und Norddeutschland - und in einem Studio des Deutschlandfunk. Sie spielte auf einer akustischen Gitarre der Marke Martin, Baujahr 1942 und sang dazu. Ohne Effekte, ohne Nachbearbeitung. Hoch konzentriert und wieder mit teilweise geschlossenen Augen – aber voller Gefühl. Ihre früheren, selbstproduzierten Aufnahmen möchte Linda Sutti teilweise nicht mehr hörbar machen, zu sehr hatte sie sich - wie sie sagt – weiterentwickelt.
    Veränderte Ohren
    "Vieles hat sich verändert, vor allem in musikalischen Dingen – und zuerst meine Ohren. Als ich mit Henrik einen Monat im Studio war, habe ich viel gelernt. Ich kann Musik nun völlig anders hören. Aber auch beim Gesang habe ich mich weiterentwickelt, im Groove. Davon profitiere ich beim Auftritt genauso wie beim Songwriting. Ich arbeite inzwischen länger an den Stücken, bin nicht mehr mit der allerersten Idee zufrieden. Das Herz liefert zwar immer noch die Basis meiner Lieder, aber ich denke jetzt noch mehr über die Songs nach. Ja, ich habe mich schon verändert."
    "Ich interessiere mich für Poesie, nicht nur in italienischer oder englischer Sprache. Ich verwende gerne Metaphern, habe großen Spaß an Dingen, die ihren Sinn nicht geradewegs hinausschreien."
    Seit "Wild Skies" ist Linda oft unterwegs, eine singende Wanderarbeiterin. Sie spielt oft in Paris, noch öfter in Norditalien, aber auch immer wieder in den Niederlanden, in Belgien, Deutschland. In Italien meist mit Band, doch bei den Auftritten im Ausland reist sie alleine, nur mit ihrer Gitarre. Oft noch muss sie gegen Lärmpegel ansingen, doch wer genau auf sie achtet merkt sehr bald: hier ist eine besondere Künstlerin am Werk.
    Musik, die etwas gibt
    Noch kann sie von ihrer Musik nicht leben, arbeitet weiterhin manchmal als Texterin, derzeit als Au pair in Frankreich. Doch diese eine Platte, sagt sie, "die Tour durch Deutschland, Belgien, die Schweiz kann mir niemand mehr nehmen." Und mit ihrer Musik hat Linda Sutti einiges zu geben.
    Das waren die Lied- und Folkgeschichten mit einem Porträt der italienischen Sängerin Linda Sutti. Zum Schluss noch der Titel "Try".

    Beim Besuch im Deutschlandfunk spielte Sutti auf einer Akustikgitarre aus dem Jahr 1942: eine Martin 017.
    Hier hören Sie den Titel "For the thrill"
    Die Musikerin Linda Sutti
    Die Musikerin Linda Sutti (Deutschlandradio / Jan-Martin Altgeld)