Die deutsche Staatsanwaltschaft hat am Nachmittag abgewägt, ob sie Mansur nach Ägypten ausliefern oder freilassen soll. Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten rund 80 Menschen für seine Freilassung. Dem schloss sich der Anwalt des 52-Jährigen an. Deutschland werde sich sonst in einen politisch belasteten Fall verwickeln, sagte er.
Der Anwalt teilte der Deutschen Presseagentur mit, dass bei einem Haftprüfungstermin an diesem Montag voraussichtlich über das weitere Vorgehen entschieden werde. Mansur wurde den Angaben seines Anwaltsteams zufolge in die Justizvollzugsanstalt Moabit gebracht.
Reporter ohne Grenzen fordert Aufklärung
Demnach existiert kein internationaler Haftbefehl gegen Mansur, der von Interpol an die Polizeibehörden der Mitgliedsländer weitergeleitet wurde. Bereits im vergangenen Oktober habe die internationale Polizeiorganisation sich geweigert, entsprechenden Anforderungen aus Ägypten nachzukommen und dies dem Journalisten auch mitgeteilt.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen rief die Berliner Staatsanwaltschaft dazu auf, den Fall Ahmed Mansur "schnell und unmissverständlich" aufzuklären. "Es muss sichergestellt werden, dass es sich nicht um eine politisch motivierte Inhaftierung handelt", teilte Geschäftsführer Christian Mihr mit. Deutschland dürfe sich nicht zum Komplizen des ägyptischen Regimes machen.
Journalist musste Reise nach Katar abbrechen
Der TV-Journalist war am Samstag auf dem Berliner Flughafen Tegel wegen eines Haftbefehls aus Ägypten festgenommen worden. Mansur wollte in die katarische Hauptstadt Doha fliegen, wo sein Arbeitgeber, der TV-Sender Al-Dschasira, seinen Hauptsitz hat. Laut Bundespolizei lag ein internationaler Haftbefehl gegen ihn vor
Mansur besitzt auch die britische Staatsbürgerschaft und arbeitete von Ägypten aus für Al-Dschasira. Er war den Angaben zufolge in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er 2011 an der Folterung eines namentlich nicht genannten Anwalts auf dem Tahrir-Platz in Kairo beteiligt gewesen sein soll. Mansur und sein Arbeitgeber streiten diese Vorwürfe ab.
(tj/db)