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Football Leaks
Das System Paris Saint Germain

Die Recherchen zu "Football Leaks" mischen derzeit den Profifußball auf. Die Daten liefern auch Erkenntnisse darüber, wie das Land Katar den französischen Verein Paris Saint Germain mit Milliarden-Investitionen gegen die Regeln zu einem Topclub machte. Auch der heutige FIFA-Präsident soll mitgeholfen haben.

Von Hendrik Maaßen |
    Spieler von Paris Saint Germain feiern die Trophee des Champions 2018 in Shenzhen
    Das Team von Paris Saint Germain feiert den Titel beim französischen Supercup 2018 - der Verein will auch in der Champions League Erfolg. (DPA / Picture Alliance / Zhong Zhenbin)
    Anfang September in einem Berlin Nobelhotel: "Herzlich Willkommen, ich freue mich sehr, dass Katar sein Wirtschafts- und Investitionsform erneut in Berlin ausrichtet." Angela Merkel begrüßt das Staatsoberhaupt Katars persönlich. Schließlich ist der Emir von Katar mit einem 10-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm in die Hauptstadt gereist. Auch der Tourismus-Chef des Landes ist auf dem Wirtschaftsforum.
    Die Tourismusbehörde von Katar, die QTA, ist in einer der größten Sponsoren von Paris Saint Germain. Die Football-Leaks-Dokumente zeigen eindeutig, dass Katar seine Behörde für Scheinsponsoring nutzt. Um möglichst viel Geld in den Fußballverein pumpen zu können. Ein Verstoß gegen das Financial Fairplay.
    Fünf Jahre lang zahlt die QTA an Paris im Schnitt 215 Millionen Euro pro Saison. Und sie bekommt eigentlich keine Gegenleistung – auf dem Trikot von PSG ist kein Logo der Tourismusbehörde zu sehen, im Stadion wirbt Paris auch nicht für Katar. Wir fragen nach. Die Antwort des Direktors der QTA: "Wir investieren nicht zu viel. Wir bezahlen einen fairen Preis für den Werbevertrag. Wir ernten die Früchte eines wichtigen Fußballvereins und haben Teil an dem großen Wachstum auf dem Europäischen Markt." Doch das stimmt nicht. Selbst die UEFA hat Zweifel und ließ die Verträge überprüfen. Das Ergebnis: Die gezahlte Summe liegt um das 60fache über dem realen Wert.
    Fußballclub oder Werbeträger für Katar?
    Doch die Vereinseigentümer interessiert das nicht. Sie fordern 2014 trotz erdrückender Beweise Straffreiheit. Sie tun so, als ob sie gar nicht gegen das Financial Fair Play verstoßen hätten. Der Direktor der Tourismusbehörde: "PSG ist mehr als ein Fußballclub. Es ist der einzige Fußallverein in Paris. Das bietet uns die gute Möglichkeit nicht nur bei Fußballfans zu werben, sondern auch Menschen jenseits des Fußballs zu erreichen. Und da PSG nun so viele tolle Spieler verpflichtet habt, geht es sogar über die Landesgrenzen hinaus."
    Das scheint das eigentliche Ziel zu sein: Katar sieht den Fußball nur als Investment. Und das Financial Fairplay deshalb als wettbewerbsbeschränkende Maßnahme.
    Im damaligen UEFA Generalsekretär Gianni Infantino finden sie einen Verbündeten. Er hilft ihnen dabei, weiter Unsummen in den Verein zu pumpen, obwohl es gegen die Regeln ist. In einem Vergleich einigt sich die UEFA mit Paris Saint Germain auf eine - gemessen am Verstoß - äußerst geringe Strafe. Um die Öffentlichkeit zu beruhigen.
    Die Financial-Fairplay-Regel scheint ausgehebelt
    Ähnliches geschieht bei ManchesterCity, hier kommt das Finanzdoping aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
    Christian Müller war Mitbegründer des Financial Fairplays. Er schaut pessimistisch in die Zukunft. Denn die Regel scheint ausgehebelt und das Kalkül der Scheich-Klubs hat sich gelohnt: "Im Falle von PSG ist die Rechnung ja auch aufgegangen. Der Klub ist jetzt sozusagen unangefochten an der Spitze der französischen Liga und auch einer der 4,5,6 Top Klubs in Europa, auch was die Erlösseite angeht. Das heißt die können wirklich demnächst aus eigener Kraft auch den Champions-League Titel gewinnen ohne dass sie zu viel dafür ausgeben müssen. Das ist eigentlich das fatale an dieser Entwicklung."
    PSG weist auf Anfrage alle Vorwürfe zurück. FIFA-Präsident Gianni Infantino lässt die entscheidenden Fragen unbeantwortet.