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Football-Leaks
"Die Überlegungen waren sehr konkret"

Recherchen zu den "Football Leaks" offenbaren Überlegungen von Spitzenvereinen, eine eigene "Super League" zu gründen. Spiegel-Reporter Rafael Buschmann sieht im Gebaren der Clubs eine Gefahr für Verbände, wie die UEFA: "Sie müssen ab jetzt immer das tun, was die Top-Clubs wollen", sagte er im Dlf.

Rafael Buschmann, Thomas Kistner und Hendrik Maaßen im Gespräch mit Klaas Reese |
    Hände zeigen auf die Internetseite "Football Leaks"
    Enthüllungen der "Football Leaks"-Plattform wirbeln den Profifußball durcheinander (dpa-Zentralbild)
    16 europäische Top-Fußballklubs arbeiten an einer exklusiven Super League. Diese Idee galt bisher als Drohgebärde gegenüber der UEFA. Die "Football-Leaks"-Dokumente zeigen etwas anderes: Die Enthüllungsplattform hat dem Spiegel rund 70 Millionen Dokumente zur Verfügung gestellt und das Nachrichtenmagazin hat die Daten mit dem NDR und dem Recherchenetzwerk EIC (European Investigative Collaborations) geteilt. Darin sind konkrete Pläne ersichtlich, die mit einem Ligastart bereits in drei Jahren planen. Im Deutschlandfunk Sportgespräch diskutieren Rafael Buschmann (Der Spiegel), Thomas Kistner (Süddeutsche Zeitung) und Hendrik Maaßen (NDR) mit Klaas Reese die möglichen Folgen einer solchen Ligagründung.
    Lediglich eine Drohkulisse?
    Eine besondere Rolle in den Planspielen nahm FC-Bayern-Chefjustiziar Michael Gerlinger ein, die Rafael Buschmann im Sportgespräch erklärt: "Michael Gerlinger ist tatsächlich das heimliche Hirn des FC Bayern." Ohne ihn träfe Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nahezu keine große Entscheidung mehr im Verein. "Michael Gerlinger ist nicht nur derjenige, der die Aufträge erteilt hat zur Prüfung, ob und wie ein Ausstieg aus der Bundesliga beziehungsweise der UEFA hätte stattfinden können, sondern er war auch derjenige, der ganz entscheidend daran beteiligt war die Überlegungen vorzuführen beispielsweise eine eigene Firma für diese Super League zu gründen. Und das war nicht nur als ein Drohszenario gesehen, sondern die Überlegungen diese Firma aufzusetzen und umzusetzen waren sehr konkret und das war gesteuert von Herrn Gerlinger."
    Bayern München bezeichnete indes die Pläne für eine Super League als Planspiele, die eine Drohkulisse für die UEFA darstellen. Rafael Buschmann ist da skeptisch: "Ich glaube, dass die Pläne für eine Super League soweit ausgestaltet sind, dass sie auch heute noch jederzeit umgesetzt werden kann. Das ist eben die ganz große Gefahr für die Verbände, denn sie sind in ihrer Verhandlungsposition nahezu machtlos. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und müssen ab jetzt immer das tun, was die Top-Clubs wollen."
    "Infantino fehlt die charakterliche Eignung"
    Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino bringen die Dokumente in Schwierigkeiten. Einerseits hat er offenbar noch als Generalsekretär der UEFA den finanzstarken Vereinen Paris Saint-Germain und Manchester City geholfen. "Er hat die Regeln des Fußballs missachtet", meint Hendrik Maaßen. Infantino habe für unverhältnismäßig geringe Strafen gesorgt, als die beiden Vereine die Finanzregeln des Verbands brachen.
    Für Thomas Kistner sollten diese Erkenntnisse Folgen haben: "Es zeigt einmal mehr, dass bei Infantino ganz offenkundig die charakterliche Eignung nicht vorliegt, um einen so großen, in dem Fall sogar den größten Weltverband zu führen. Aber das sind keine Kategorien im Sport."
    Rafael Buschmann fehlt der Aufschrei aus der Branche - Vereine, die aus seiner Sicht "laut aufschreien müssten und sagen müssten: Der Wettbewerb ist eigentlich seit Jahren tot." Aus seiner Sicht sei "durch die Zerstörung des Financial Fair Plays" Gerechtigkeit ad absurdum geführt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.