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Football Leaks
"Infantino hat kräftig gemauschelt"

Laut der Football-Leaks-Recherchen soll FIFA-Chef Gianni Infantino als UEFA-Generalsekretär zwei Vereinen trotz schwerer finanzieller Verfehlungen einen Verbleib in der Champions League ermöglicht haben. FIFA-Experte Thomas Kistner sagte im Dlf, das Material sei sehr kompromittierend für Infantino.

Thomas Kistner im Gespräch mit Matthias Friebe | 03.11.2018
    FIFA-Präsident Gianni Infantino beim Kongress des Weltverbands in Moskau
    FIFA-Präsident Gianni Infantino beim Kongress des Weltverbands in Moskau (imago sportfotodienst)
    Für ihn stehe außer Frage, dass Infantino "kräftig gemauschelt" habe, sagte Kistner. Nicht nur habe er "massiv mitgeholfen", den "Pariser Milliardärsklub hochzudopen" - auch habe er den Fans vorgegaukelt, dass es im Fußball fairer zugehe. Die Vorgänge diskreditierten den FIFA-Präsidenten noch mehr, als er durch seine Führung des Weltfußballverbands sowieso schon sei. Infantino fehle es offenbar an allen charakterlichen Voraussetzungen für diesen Job.
    Vor vier Jahren war Infantino noch Generalsekretär der UEFA. Damals half er laut der Football-Leaks-Unterlagen großen Vereinen mit geheimen Absprachen dabei, massive Verstöße gegen die Financial Fairplay-Regel zu vertuschen. Die Regel besagt, dass Klubs nicht mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen. Doch Paris Saint-Germain und Manchester City hatten mit Geld aus Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten viel zu viel ausgegeben. Am Ende kamen beide Vereine mit vergleichsweise milden Strafen davon – dank Infantino.
    "Patriotisch gedämpfte Ermittlungsarbeit"?
    Die Football-Leaks-Enthüllungen hatten außerdem zutage gebracht, dass Infantino beste Kontakte zu einem Schweizer Oberstaatsanwalt hat - der dem FIFA-Chef offenbar angeboten hat, zu versuchen, die Ermittlungen der Schweizer Behörden wegen auffälliger TV-Verträge der UEFA von der Person Infantino zu lösen. Auf Initiative dieses Oberstaatsanwaltes fand auch ein Treffen zwischen dem Schweizer Bundesanwalt und Infantino statt. Kistner beobachtet das mit Sorge: Er befürchtet, dass es eine "patriotisch gedämpfte Ermittlungsarbeit" der Schweizer geben wird.
    Kistner beschrieb auch Infantinos Machtstrategie: Mit der Übernahme des FIFA-Präsidentenamts habe er ein neues System eingeführt, das ihm mehr Macht garantiere. Er besetze Schlüsselpositionen bewusst mit Dilettanten, damit er besser alleine regieren könne. Er führe die FIFA nun wie ein Alleinherrscher.