Die Forderung des UNO-Sicherheitsrates nach einer 30-tägigen Waffenruhe in Syrien klinge zunächst hoffnungsvoll, sagte die Journalistin und Syrien-Expertin Kristin Helberg im Dlf. Allerdings sei diese UNO-Resolution, wie alle Einigungen auf Waffenstillstände in Syrien, mit Skepsis zu betrachten, denn es gebe die bekannte "große Hintertür": Terrorgruppen dürften dennoch weiter bekämpft werden. Das Assad-Regime nehme dies als Vorwand, um weiter Orte wie Ost-Ghuta anzugreifen.
Der syrische Machthaber Baschar al-Assad versuche seit vielen Jahren Ost-Ghuta, das nur 10 bis 15 Kilometer vom Stadtzentrum in Damaskus und damit vom Machtzentrum des Assad-Regimes entfernt sei, zurückzuerobern, "weil er das nicht dulden kann vor der eigenen Haustür".
"Das folgt alles einem gewissen Drehbuch"
Ost-Ghuta sei 2011 und 2012 Zentrum des zivilen Widerstands gewesen und eines der ersten Gebiete gewesen, das durch die Rebellen "befreit" worden sei. 2013 hätten sich dann vor allem islamistische Gruppen dort niedergelassen, die sich bekämpft hätten. Nach dem Chemiewaffenangriff auf Ost-Ghuta im August 2013 mit über 1.000 Toten habe sich die Welt auf die Abrüstung Syriens geeinigt. Das sei aus Sicht der Menschen in Ost-Ghuta ein "Freibrief" gewesen, sie weiter zu töten - mit allen anderen Methoden.
Genau dies sei dann auch passiert. Im Herbst 2013 habe Assad das Gebiet Gebiet belagert und abgeriegelt. Das sei abzusehen gewesen, so Helberg: "Insofern folgt das alles einem gewissen Drehbuch".
Die Rolle der UNO in Syrien findet Helberg "tatsächlich inzwischen etwas zweifelhaft". Die Hilfen kämen nicht in Ost-Ghuta an, sondern erreichten zum Großteil die Gebiete unter Regierungskontrolle. Die Humanitäre Hilfe werde durch Syrien diktiert: Keine Hilfslieferung erreiche die wirklich Bedürftigen.
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