Natürlich sei der Spielraum sehr eng, so Gerhart Baum. Deshalb müsse man vor Öffnungen nicht nur die Spielstätten und Kulturräume selbst betrachten, sondern auch die Wirkung, die solche Entscheidungen auf die Menschen haben - weil sie sich dann wieder vermehrt auf die Straße und in die Städte begeben. Insgesamt sei die Kultur in den gesellschaftlichen Diskussionen der vergangenen Wochen aber viel zu kurz gekommen:
"Buchhandlungen hätten zum Beispiel niemals geschlossen werden dürfen. Sie gehören zur Daseinsvorsorge."
Bei der Bewältigung der Folgen der Corona-Krise für die Kulturwelt hat nach Ansicht des FDP-Politikers vor allem die Bundeskulturpolitik versagt:
"Im Hinblick auf die freien, selbständigen Künstler, die ihren Lebensunterhalt mit Honoraren verdienen und keine feste Anstellung haben. Sie sind vom Sofortprogramm des Bundes von 50 Milliarden ausgenommen."
Dieses Versäumnis müsse nun schnellstens wieder in Ordnung gebracht werden.
Nothilfefonds des Bundes
Baum, seit 2007 Vorstandsvorsitzender des "Kulturrats NRW", fordert dafür konkrete Maßnahmen aus Berlin:
"Sehr sehr wichtig wäre ein Nothilfefonds des Bundes. Auch da bewegt sich überhaupt nichts, obwohl der Bund 50 Milliarden zur Verfügung hat. Er könnte in die Lücken eintreten und auch helfen, Institutionen, Initiativen, Strukturen zu erhalten, die möglicherweise unwiederbringlich verloren gehen. Wir sind in einer kritischen Situation, und die Kultur hat es besonders schwer."
Der Bund müsse seine Hilfsmaßnahmen außerdem für die freien KünstlerInnen öffnen, so Baum: "Damit auch die Kultur etwas abbekommt. Sie geht möglicherweise leer aus, und das wäre sehr sehr schade."