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Forderung nach Seehofer-Rücktritt
"Markus Söder ist ein optimaler Kandidat"

Horst Seehofer habe einen tollen Job in Bayern gemacht, sagte der CSU-Politiker Alexander König im Dlf. Aber es sei an der Zeit mit einem jüngeren Kandidaten in die Landtagswahl 2018 zu gehen. Ein möglicher Nachfolger: Markus Söder. "Er ist breit aufgestellt, hat politisches Talent und brennt für Bayern."

Alexander König im Gespräch mit Tobias Armbrüster |
    CSU-Parteivorsitzender Horst Seehofer spricht am 24.09.2017 in der CSU-Landesleitung in München (Bayern) nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnung.
    In der CSU wächst der Druck auf Parteichef Horst Seehofer, nach dem Wahldebakel bei der Bundestagswahl (Peter Kneffel/dpa)
    Tobias Armbrüster: Am Telefon ist Alexander König. Das ist einer der CSU-Landtagsabgeordneten in München, die die Ablösung von CSU-Chef Horst Seehofer gefordert haben. Schönen guten Abend, Herr König.
    Alexander König: Ich grüße Sie. Guten Abend.
    Armbrüster: Herr König, was genau stört Sie an Horst Seehofer?
    König: Das Petitum von mir war, dass wir mit einem jüngeren, mit einem neuen Kandidaten in die Landtagswahl 2018 gehen.
    Armbrüster: Und warum?
    König: Weil es einfach an der Zeit ist. Ich glaube, alles hat seine Zeit und jeder hat seine Zeit. Horst Seehofer hat einen tollen Job in Bayern gemacht. Das muss man auf der einen Seite sagen. Auf der anderen Seite, glaube ich, ist es auch an der Zeit, darüber nachzudenken, wie man sich für die Zukunft inhaltlich, aber natürlich auch personell anders aufstellt.
    Armbrüster: Ich nehme an, das hängt auch alles mit dem Abschneiden der CSU bei der Bundestagswahl zusammen.
    König: Meine Diskussion ist keine rückwärts gerichtete, sondern eine vorwärts gerichtete. Wir haben nächstes Jahr Landtagswahlen, da wollen wir bestmöglich abstimmen, und da geht es ganz einfach um die Frage, dass man nicht nur mit dem besten Programm, sondern auch mit dem besten Personal in eine Wahl geht.
    "Seehofer hat viel für Bayern gemacht"
    Armbrüster: Was müsste denn der neue Kandidat anders machen?
    König: Ich glaube, jeder Mensch ist anders wie der andere und jeder hat seine Stärken, jeder hat seine Schwächen. Und ich glaube, wir müssen mit jemand in die Wahl gehen, der politisch breit aufgestellt ist, der beliebt ist, den man in jede Fernsehsendung schicken kann und der in der Lage ist, auch tatsächlich Politik für Bayern zu machen, und zwar über Jahre. Wir wählen für fünf Jahre einen Landtag.
    Armbrüster: Und alle diese Attribute, die Sie da aufgezählt haben, die treffen auf Horst Seehofer nicht mehr zu? Stichwort beliebt, Stichwort nicht mehr fähig für Fernsehauftritte.
    König: Diese Attribute treffen alle auf den Kandidaten, den wir uns wünschen, zu, also auf den Markus Söder. Anders herum würde ich es jetzt nicht sagen wollen.
    Armbrüster: Über Markus Söder können wir vielleicht gleich noch sprechen. Was hat da Horst Seehofer? Was fehlt ihm, um solche Beschreibungen noch zu erfüllen?
    König: Ich glaube, dass der Horst Seehofer viel für Bayern getan hat. Ich kann das auch persönlich für meine Region sagen. Aber ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass alles und jeder seine Zeit hat, und ich denke, dass er auch in einer Zeit mittlerweile angekommen ist, wo er darüber nachdenken muss, dass es auch mal einen Nachfolger gibt, ohne dass ich jetzt mit Ihnen darüber diskutieren möchte, was mir jetzt persönlich vielleicht am dem einen oder anderen nicht passen sollte.
    "Markus Söder könnte das auch"
    Armbrüster: Dann lassen Sie uns über Markus Söder sprechen. Was macht der besser?
    König: Ich sagte schon: breit aufgestellt, politisches Talent, er brennt für Bayern, er kommt überall gut an. Ich glaube, ein optimaler Kandidat für die Zukunft.
    Armbrüster: Und er ist vielleicht auch ein bisschen vehementer, wenn es darum geht, CSU-Forderungen wie zum Beispiel die Obergrenze für Flüchtlinge durchzusetzen?
    König: Das würde ich jetzt nicht behaupten. Ich glaube, dass wir da so oder so gut aufgestellt sind, dass auch Horst Seehofer die Verhandlungen in Berlin mit Sicherheit gut voranbringen kann. Aber ich sage umgekehrt: Ich glaube, dass das Markus Söder auch könnte.
    Armbrüster: Haben Sie sich jetzt bei Ihrem Schritt mit Herrn Söder abgesprochen?
    König: Nein, da muss ich mich auch nicht abstimmen. Ich bin durchaus in der Lage, mir eigene Gedanken zu machen, wie wir uns bestmöglich für die Landtagswahl aufstellen.
    Armbrüster: Das heißt, da gab es in den vergangenen Tagen keine Gespräche zwischen Ihnen und Markus Söder und anderen Abweichlern in der CSU?
    König: Wenn Sie das so meinen, dass wir hier irgendetwas organisieren, dann muss ich Ihnen deutlich sagen, dass ich überhaupt nichts organisiere und mich mit niemandem hier abspreche, sondern dass ich, nachdem ja der Parteivorsitzende dazu aufgefordert hat, wenn man anderer Meinung sei wie er, dann möge man es sagen, dann habe ich das einfach gesagt, und das ist auch nicht persönlich oder böse gemeint, sondern es ist einfach so, dass man – und das kommt überall vor – sich neu für die Zukunft aufstellen muss.
    Armbrüster: Aber Sie haben jetzt gewartet bis nach der Wahl.
    König: Es gab jetzt vorher keinen Anlass. Es war jetzt nach der Wahl, als man im Parteivorstand zusammenkam und nach außen die Meinung vertreten hat, dass man auch in die Landtagswahl mit Horst Seehofer geht. Von daher hat sich vorher die Frage auch nicht gestellt.
    "Es ist letztlich ein innerparteilicher Prozess"
    Armbrüster: Horst Seehofer selbst sagt jetzt, Sie und die anderen Kritiker, die würden mit diesem Schritt, den Sie da heute eingeleitet haben, und auch mit der Diskussion, die Sie da angefangen haben in den vergangenen Tagen, Sie würden damit der CSU massiv schaden. Was sagen Sie dazu?
    König: Ich glaube, dass es immer ein schwieriger Akt ist, wenn man einem verdienten Politiker sagt, wir hätten jetzt gern mal jemand neuen. Das ist immer eine ganz schwierige Angelegenheit, das ist eine schwierige Diskussion. Dafür gibt es auch nicht wirklich einen geeigneten Zeitpunkt. Ich kann Ihnen nur vom Ergebnis her sagen, dass der Wunsch angekommen ist und dass es im Ergebnis Sache der Delegierten ist bei uns in der CSU - wir sind ja breit aufgestellt mit tausend Delegierten auf einem Parteitag -, so etwas zu diskutieren oder abzustimmen. Dafür braucht man dann auch andere Kandidaten, wenn man einen anderen wählen will. Das wird sich alles in der Zukunft zeigen. Das wollen wir jetzt auch die nächsten Wochen oder Monate nicht öffentlich diskutieren, sondern es ist dann letztlich auch ein innerparteilicher Prozess, der ablaufen muss.
    Armbrüster: Was wollen Sie denn machen, um Mehrheiten für Ihre Meinung zu sammeln bis zum Parteitag Mitte November?
    König: Ich bin jetzt nicht derjenige, der hausieren geht, der Delegierte anruft oder so was. Ich glaube, dass jeder unserer Delegierten selbst in der Lage ist, sich Gedanken zu machen, die Lage zu beurteilen und zu entscheiden, was sie oder er für richtig hält.
    Armbrüster: Aber wenn Sie tatsächlich ernsthaft daran interessiert sind, Herrn Seehofer sozusagen abzusetzen oder zu ersetzen durch einen Kandidaten, den Sie besser finden, dann müssen Sie ja schon ein bisschen Werbung dafür machen.
    König: Ich sagte Ihnen ja, dass ich davon ausgehe, dass unsere Delegierten, also alle, jede und jeder einzelne für sich selbst in der Lage sind, die Lage zu beurteilen und zu einer Überzeugung zu kommen, ob sie das für richtig oder für falsch halten und was sie für richtig oder falsch halten. Da muss man jetzt keinen Zirkus aufziehen.
    "Ein Wechsel ist immer etwas aufregender"
    Armbrüster: Was glauben Sie denn, was CSU-Wähler dazu sagen, wenn es da so einen Aufstand gegen Horst Seehofer, immerhin einen altgedienten Parteivorsitzenden innerhalb der CSU gibt?
    König: Das ist in dem Sinne jetzt - Sie sagen Aufstand. Das sind immer schöne Begriffe, die man dafür finden kann. Letztlich ist es ein normaler Vorgang, wenn eine Wahl ansteht, dass man sich überlegt, wen man da wählt. Ein Wechsel ist immer etwas aufregender, wie wenn kein Wechsel ist. Das ist ganz klar. Aber dem Grunde nach, wenn Sie mal darüber nachdenken, sind alle auf Zeit gewählt und es ist immer ein normaler Vorgang, wenn Leute darüber nachdenken, wen will man wählen.
    Armbrüster: Aber ich meine, Horst Seehofer hat ja gesagt, er will es gerne noch mal machen.
    König: Das ist ja völlig in Ordnung. Das Recht hat jeder zu sagen, dass er das machen möchte. Und er hat bestimmt auch Unterstützer. Dann wird man sehen, wie die Mehrheitsverhältnisse sind.
    Armbrüster: Hier bei uns im Deutschlandfunk war das der CSU-Landtagsabgeordnete Alexander König. Vielen Dank für das Gespräch.
    König: Ich danke Ihnen.
    Armbrüster: Und dieses Interview haben wir heute Abend vor dieser Sendung aufgezeichnet.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.