Formel-1-Experte Anno Hecker von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte, in der Formel 1 finde zu Saisonbeginn eine Amerikanisierung statt - die Startzeitverschiebung um eine Stunde und zehn Minuten sei an den amerikanischen Markt angepasst, durch den neuen Besitzer der Rennserie, Liberty Media. Damit gehe es nicht direkt nach dem Einschalten los und es sei Zeit für eine Hymne. Auch die gibt es jetzt.
Dafür fallen die Grid Girls weg, die leichtbekleideten Show-Girls am Rande der Grand Prix. Ihre Abschaffung wurde im Zuge der #metoo-Debatte beschlossen. Dies sei "möglicherweise richtig, aber hastig" durchgeführt worden, so Hecker. Die Formel 1 nähere sich an gesellschaftliche Konventionen an.
Grün und ungefährlich sei die Formel 1 noch lange nicht
Der neue Bügel am Formel-1-Auto namens Halo sorgt derweil für Diskussionen. Er biete hochgerechnet 13 Prozent mehr Schutz für die Fahrer, erhöhe aber den optischen Abstand zum Publikum. Von außen gewinne man den Eindruck, die Formel 1 sei todsicher geworden, sagte Hecker, sie verliere die Identität des gefährlichen Sports. Doch die Formel 1 sei immer noch gefährlich. Ebenso verschaffe sich die Formel 1 mit Hybridmotoren das Image, sauberer zu werden, doch sie sei "alles andere als grün mit 40 bis 50 Litern Verbrauch auf 100 Kilometern".
Was den sportlichen Wettkampf betrifft, würdigte Hecker Sebastian Vettels Leistung. Er habe zwar viel Glück gehabt bei seinem Sieg, allerdings habe er die Situation auch "hervorragend gelöst". Mercedes habe das schnellste Auto, doch der Zweitschnellste habe gewonnen. Die Saison sei somit "spannender losgegangen als gedacht".
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