Formel 1
Trotz Vorwürfen: Christian Horner bleibt bei Red Bull im Amt

Trotz der Vorwürfe einer Red-Bull-Mitarbeiterin gegen Christian Horner wegen "unangemessenen Verhaltens" hat sich der Rennstall nun für einen Verbleib seines langjährigem Teamchefs entschieden. Der Entscheid lenkt den Fokus vom sportlichen Auftakt ab.

Von Raffael Reisdorf |
    Christian Horner bei einer Pressekonferenz in Bahrain.
    War seit dem Einstieg Red Bulls in die Formel 1 Teamchef des Rennstalls: Christian Horner. (IMAGO / Laci Perenyi / IMAGO / Jerry Andre)
    In den Tagen und Wochen vor dem Auftakt der neuen Formel-1-Saison lag der Fokus in und um den Rennstall Red Bull nicht auf sportlichen Aspekten. Bereits am 5. Februar war bekannt geworden, dass der Konzern eine interne Untersuchung gegen Teamchef Christian Horner eingeleitet hatte.
    Eine Mitarbeiterin hatte dem 50-Jährigen "unangemessenes Verhalten" vorgeworfen. Daraufhin ließ der Mutterkonzern Red Bull die Anschuldigung durch einen externen Fachanwalt prüfen: "Das Unternehmen nimmt diese Angelegenheiten sehr ernst und die Untersuchung wird so bald wie möglich abgeschlossen", hieß es in einer Stellungnahme.

    Horner streitet Vorwürfe ab, Mitarbeiterin suspendiert

    Wie dann zunächst "Sky UK" und Chris Medland auf "X" Ende Februar berichteten, hat sich der Getränke-Hersteller einen Tag vor dem ersten Training zum Saisonauftakt für einen Verbleib des 50-jährigen Briten entschieden. Eine Erklärung lieferte der Konzern nicht: "Der Untersuchungsbericht ist vertraulich und enthält private Informationen der Parteien und Dritter, die an der Untersuchung mitgewirkt haben, weshalb wir aus Respekt vor allen Beteiligten keine weiteren Kommentare abgeben werden."

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    Christian Horner, seit Einsteig von Red Bull in die Formel 1 Teamchef des Rennstalls, hatte die Vorwürfe bis zuletzt abgestritten: "Es gibt ein Verfahren, das im Moment läuft. Es wurden einige Anschuldigungen erhoben, die ich voll und ganz zurückweise. Ich wirke an diesem Verfahren vollumfänglich mit und werde dies auch weiter tun, bis es abgeschlossen ist", hatte der 50-Jährige bei der Präsentation des neuen Rennwagens erklärt.
    Die Red-Bull-Mitarbeiterin ist nach dem Abschluss der internen Untersuchung offenbar suspendiert worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag (07.03.2024) unter Berufung auf informierte Kreise. Demnach sei die Mitarbeiterin vom Dienst freigestellt, dies stehe in direktem Zusammenhang mit der internen Untersuchung des Falles.
    Der Rennstall könne "die individuelle Situation von Angestellten nicht kommentieren", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Ganz ähnlich äußerte sich Horner selbst am Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Dschidda. Auch der Red-Bull-Konzern, der die Untersuchung durch einen Ermittlungsanwalt hatte durchführen lassen, kommentierte die Angelegenheit auf Anfrage des Sportinformationsdienstes zunächst nicht.

    Details zu Vorwürfen nicht bekannt

    Die Details der Vorwürfe sind bislang nicht bekannt. Laut dem Pay-TV-Anbieter "Sky UK" soll der Bericht, der den Entscheidern von Red Bull vorlegegt wurde, rund 150 Seiten umfassen. Aus Gründen des Schutzes der Privatspäre beider Parteien dürften die konkreten Einzelheiten nicht veröffentlicht werden.

    Sportliche Favoritenrolle trotz Unruhen

    Verschiedene Experten hatten eine Trennung von Horner erwartet: "Die Unruhe im Team ist relativ groß und man hört, dass es auch hinter den Kulissen Ärger gab. Die Frage ist, ob man so zerstritten ist, dass man eigentlich gar nicht mehr zusammenarbeiten kann", hatte etwa TV-Experte Ralf Schumacher die kriselnde Team-Chemie des Weltmeister-Rennstalls gegenüber der Deutschen Presse-Agentur kommentiert. Nun bleibt es bei einer Zusammenarbeit, die Ruhe dürfte jedoch nicht zurückkehren.
    Auch Ex-Teamchef Eddie Jordan reagierte bei "F1-Insider" voller Unverständnis auf die Situation bei Red Bull: "Ich habe schon viele falschen Entscheidungen erlebt. Aber die Red-Bull-Situation ist das Absurdeste, was ich je gesehen habe." Natürlich gelte erstmal die Unschuldsvermutung für Horner. "Aber glaubt jemand ernsthaft, die Mitarbeiterin hätte sich die Vorwürfe aus den Fingern gesaugt?"
    Nach Meinung von Jordan sei der Schaden unabhängig vom Entscheid schon entstanden: "Der Imageverlust von Red Bull ist schon jetzt riesengroß."

    Verstappen vermeidet Bekenntnis

    Weltmeister Max Verstappen hat vermieden, sich klar hinter seinem Teamchef zu positionieren: "Ich vertraue dem Prozess", erklärte der Niederländer noch jüngst bei einer Pressekonferenz und betonte, es sei wichtig, dass alle im Team zusammenhalten.
    Jos Verstappen, Vater des Weltmeisters, attackierte Horner zuletzt hingegen öffentlich. Er hatte in den Stunden nach dem ersten Rennen der Saison am vergangenen Samstag in mehreren Interviews Horners Rücktritt als notwendig bezeichnet. "Es wird hier Spannungen geben, so lange er in seiner Position ist", wurde der 51-Jährige von der englischen Daily Mail zitiert: "Das Team läuft Gefahr, zerrissen zu werden."