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Formel 1 und der Klimaschutz
Nico Rosberg fordert nachhaltigen Motorsport

Die Formel 1 blickt vor dem Neustart in eine ungewisse Zukunft. Es sei wichtig, dass der Motorsport die ganze Mobilitätsbranche in eine grünere Zukunft vorantreibe, sagte der Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg im Dlf. Die Formel 1 habe eine riesige Reichweite und die gelte es zu nutzen.

Maximilian Rieger im Gespräch mit Nico Rosberg |
Nico Rosberg beim Finale der DTM in Hockenheim 2019
Nico Rosberg ist dem Motorsport auch nach dem Karriereende verbunden (imago / Kräling)
Nico Rosberg war neun Jahre alt, als er sein erstes eigenes Kart geschenkt bekam. Zwei Jahre später bestritt der die ersten Rennen. Zehn Jahre lang war er Formel-1-Pilot. 2016 ließ er nach dem letzten Rennen in Abu Dhabi die Reifen seines Mercedes qualmen. Rosberg holte sich damals den Weltmeistertitel und trat auf dem Höhepunkt seiner Karriere zurück.
Bis heute ist der ehemalige Formel-1-Fahrer und Sohn von Keke Rosberg dem Motorsport eng verbunden und bastelt als Investor in der Formel E auch an der Zukunft des Motorsports mit. "Ich freue mich riesig auf die Rennen", sagte Nico Rosberg mit Blick auf den verspäteten Saisonstart im Dlf-Sportgespräch. Wegen der Corona-Pandemie startet die Saison erst Anfang Juli. Das erste Rennwochenende im österreichischen Spielberg findet unter strengen Vorsichtsmaßnahmen, Sicherheitsauflagen und unter Ausschluss der Zuschauer statt.
Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg hält nach dem Gewinn des WM-Titels den Pokal in Händen und küsst ihn zärtlich.
Am Ziel: 2016 holte sich Formel-1-Rennfahrer Nico Rosberg seinen ersten WM-Titel (imago / Hochzwei)
Die Formel 1 feiert in diesem Jahr den 70. Geburtstag und selten waren die Herausforderungen für den Motorsport so groß wie im Jubiläumsjahr. In Zeiten, in denen Schülerinnen und Schüler den Aufrufen der weltweiten Bewegung Fridays for Future folgen und wöchentlich für einen besseren Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit demonstrieren, muss sich auch die Formel 1 kritische Fragen gefallen lassen – gerade auch wegen der Art und Weise, wie mit Ressourcen umgegangen wird.
"Unglaublichen Beitrag für die Mobilitätsindustrie geleistet"
Es sei aber nicht fair zu sagen, dass die Formel 1 die ganze Zeit verschwenderisch gewesen sei. Man dürfe nicht vergessen, dass die Formel 1 seit Jahrzehnten einen unglaublichen Beitrag für die Mobilitätsindustrie geleistet habe, sagte Rosberg. Als Beispiel nannte er den derzeitigen Formel-1-Hybridmotor. Dieser sei der effizienteste der Welt und Teile der Technologie seien in Pkws übergegangen.
"Man kann Formel 1 auch mit 50 Millionen Dollar machen"
Formel-1-Experte Christian Danner sieht in der Coronakrise eine Chance für den Rennzirkus, sich gesundzuschrumpfen, sagte der TV-Kommentator im Dlf.
Der Formel-1-Weltmeister von 2016 investierte schon früh in die Formel E. Diese sei ein "wundervolles Beispiel" für den technologischen Transfer vom Rennen auf die Straße. "Die Elektromotoren für die Straßenautos wurden von den Herstellern in der Formel E entwickelt. Ich finde das mega cool, was die Formel E in der Entwicklung der Elektromobilität für eine Rolle spielt", sagte Rosberg.
"Es ist wichtig, dass wir uns positionieren - nicht nur als Sport, der versucht sich klimaneutral zu gestalten, sondern dass wir die ganze Mobilitätsbranche unterstützen und vorantreiben in eine grünere Zukunft", sagte Nico Rosberg. Rosberg sieht das als Chance für den Motorsport und gerade auch die Formel 1.
Formel 1 will ab 2030 klimaneutral sein
Für die Jugend sei Nachhaltigkeit und Klimawandel ein wichtiges Thema. "Deswegen bin ich auch stolz, dass die Formel 1 sich total extreme Ziele gesetzt hat. 2030 wollen sie als Sport komplett klimaneutral sein. Das ist ein sehr, sehr wichtiges und großes Commitment", betonte Nico Rosberg, wohl wissend, dass dies nicht einfach wird.
Dennoch ist der 35-Jährige überzeugt, dass die Formel 1 in Zukunft beispielsweise eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von synthetischen Kraftstollen spielen kann und wird. "Das Wichtigste für den Sport ist, dass man sich auch kümmert und versucht einen Riesenbeitrag zu leisten. Auf diesem Weg ist die Formel 1. Und das würde ich sehr gerne den ganzen Fridays-for-Futur-Kindern eines Tages auch erzählen", sagte Nico Rosberg im Dlf-Sportgespräch.
Die Formel 1 habe eine riesige Reichweite und die gelte es zu nutzen: "Wir müssen die Menschen überzeugen, dass der Klimawandel ein dringendes Problem ist, dass wir diese ganzen grünen Technologien auch annehmen, uns zum Beispiel auch immer mehr für Elektroautos interessieren und darüber informieren. Da kann der Sport eine entscheidende Rolle spielen", sagte Rosberg.
"Mein Vater ist ja der ultimative Petrol-Head"
Allerdings bemängeln gerade viele ältere Motorsport-Fans immer wieder die leisen Motoren und den fehlenden Sound der alten V10-Motoren. Nico Rosberg sieht darin aber kein Problem. Das zeige auch das Beispiel seines Vaters Keke Rosberg, der 1982 selbst Formel-1-Weltmeister war. "Mein Vater ist ja der ultimative Petrol-Head und auch der guckt jetzt Formel-E-Rennen, obwohl er am Anfang gesagt hat, wofür braucht man denn diesen Quatsch jetzt", erzählte Nico Rosberg.
Sina Rosberg (r) besucht mit Sohn Nico ihren Ehemann und Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg am 09.08.1990 auf der Rennstrecke in Le Castellet, Frankreich. 
Früh übt sich: Sina Rosberg (r) besucht mit Sohn Nico ihren Ehemann und Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg auf der Rennstrecke in Le Castellet, Frankreich (picture-alliance / ASA / Thierry Bovy)
Motorsport virtuell miterleben hat Zukunfts-Potenzial
Motorsport sei erst einmal dazu da, um Spaß zu haben. "Es ist für mich ein wunderschönes Erlebnis. Es inspiriert mich, wenn ich diese herausragenden Leistungen von den Fahrern und den Teams sehe, die technologisch so eine unglaubliche Innovation geschafft haben", sagte Rosberg. Aber: Für die Zukunft spiele auch die virtuelle Realität eine immer wichtiger Rolle – gerade für die Jugend.
"Dass ich zu Hause sitze, mit einer virtuellen Brille und ich mich in Lewis Hamiltons Sitz rein versetzen und ihn am Start erleben kann. Wenn ich nach links schaue, sehe ich Sebastian Vettel, als ob ich wirklich in seinem Auto sitze und ich das so richtig hautnah erlebe, wo er hinguckt, was er macht. Ich glaube, da ist noch viel Potenzial und das nutzt, um das Erlebnis noch zu steigern", sagte Rosberg mit Blick auf VR-Brillen und auch Gamification.
Auch Rennen zwischen autonomen Autos steht Rosberg positiv gegenüber. Noch seien die "Robocars" allerdings deutlich langsamer als menschliche Fahrer. "Es ist anscheinend schwierig, der künstlichen Intelligenz beizubringen, wie man einen Rennwagen am Limit fährt", so der Formel-1-Weltmeister. "Aber das wird kommen. Und dann ist es Maschine gegen Maschine, Team gegen Team." Die Rennen wären zwar eher ein Nischen-Wettbewerb, für gewisse Zielgruppen wie die Tech-Branche aber trotzdem vermarktbar. "Das wäre auch total wichtig, weil wir wissen, dass die Zukunft der Mobilitätsbranche autonom ist."