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Forsa-Chef über die SPD
"Eine Chaos-Truppe im Willy-Brandt-Haus"

Das Hauptproblem der SPD besteht nach Ansicht des Meinungsforschers Manfred Güllner darin, dass ihr niemand zutraut, ihre Versprechen auch umzusetzen. Die Inhalte des Wahlprogramms fänden viele Menschen gut, sagte der Geschäftsführer des Forsa-Instituts im DLF. Bei der Verkündung habe die Partei aber wieder alles falsch gemacht.

Manfred Güllner im Gespräch mit Christine Heuer |
    Forsa-Chef Güllner bei der Vorstellung des Ernährungsreports 2017 in Berlin
    Manfred Güllner ist Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Forsa und SPD-Mitglied (dpa / picture alliance / Michael Kappeler)
    Christine Heuer: Jetzt will ich noch ganz kurz mit Manfred Güllner sprechen, Geschäftsführer beim Forsa-Institut. Herr Güllner, sind die Chancen der SPD auf einen Wahlsieg gestern gestiegen?
    Manfred Güllner: Ich fürchte nicht, denn das Problem ist ja, dass vielleicht vieles, was in dem Programm steht, von der Mehrheit der Menschen durchaus für gut und richtig befunden wird, aber das Hauptproblem der SPD ist ja, dass ihr niemand so recht zutraut, das, was sie hier verspricht, auch umzusetzen. Wir wissen, dass nur ein Zehntel, zehn Prozent der Wahlberechtigten der SPD zutrauen, die anstehenden Probleme im Lande auch zu lösen oder zumindest anzupacken. Und das ist ja nun gestern eher noch mal bestätigt worden. Das war ja nun eine katastrophale Geschichte und man hat den Eindruck, da ist eine Chaostruppe im Willy-Brandt-Haus, und das bestätigt alle die, die nicht glauben, dass die SPD fähig ist, das Land zu regieren.
    "Was soll man der SPD dann noch raten?"
    Heuer: Welchen Rat geben Sie als Meinungsforscher der SPD in dieser Situation? Wie kann sie beim Wähler punkten?
    Güllner: Mir fehlt langsam die Fantasie bei wie gesagt einer solchen Chaostruppe im Willy-Brandt-Haus, wo man wirklich alles falsch macht, auch vom Timing, auch von der Umsetzung. Wenn man noch nicht mal die Überschrift des Programms richtig draufschreiben kann, was soll man der SPD dann noch raten, wenn der Kanzlerkandidat, der ja nun gesagt hat, das soll ein großer Wurf werden, das ist ein neuer Aufbruch, dann nicht dabei ist und dann etwas hilflos in den Abendnachrichten des Fernsehens erst auftritt. Was soll man denen dann noch raten.
    Heuer: Was erwarten die Wähler von der SPD?
    Güllner: An sich erwarten die Wähler zunächst mal, dass sie noch weiterregiert in der Großen Koalition bis zum Wahltag, dass sie nicht jetzt schon nur Wahlkampf macht, und dass sie diese Kompetenz wiederbekommt, die sie aber nun, wie wir gestern gesehen haben, mit solchen Fehlern nicht zurückerhält.
    "Schwer, das bis zur Wahl noch zu ändern"
    Heuer: Der Schulz-Effekt scheint im Moment verpufft. Andererseits, Herr Güllner, vier Monate noch bis zur Bundestagswahl – das ist in der Politik, sagt man immer, eine lange Zeit. Kann der Schulz-Effekt wiederbelebt werden?
    Güllner: Ich fürchte nicht, weil ja das Missverständnis da ist, dass man wirklich die Grundüberzeugung ändern kann. Das ist nicht der Fall. Sie haben bei den Landtagswahlen gesehen, dass es auf die Mobilisierung ankommt von Leuten, die schon Vertrauen zu einer Partei haben. Viele, die zwar Vertrauen haben, gehen dann nicht zur Wahl. Und wenn so wenig wie jetzt zur SPD Vertrauen haben, dann ist es schwer, das noch bis zur Wahl zu ändern.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.