Politische Kommunikation auf Tiktok und Co
Forscher Özvatan: "Die AfD weiß eben, dass es in Sozialen Medien um Inhalte geht, und nicht darum, vor der Kamera zu tanzen"

Der Soziologe und Politikwissenschaftler Özgür Özvatan wirft traditionellen Parteien in Deutschland Versäumnisse in der politischen Kommunikation auf Social Media vor.

    Ein Porträt von Özvatan.
    Özgür Özvatan, Sozialwissenschaftler (picture alliance / Metodi Popow / M. Popow)
    Viele Menschen nutzten die digitale Öffentlichkeit zur Meinungsbildung, sagte Özvatan von der Berliner Humboldt Universität im Deutschlandfunk. Es sei offenkundig eine Gefahr, wenn Parteien diesen Raum für nicht demokratische Kräfte freigeben würden. Die AfD habe sich in den vergangenen Jahren zum Beispiel auf Tiktok professionalisiert. Sie wisse, dass es nicht darum gehe, vor der Kamera zu tanzen, sondern für ihre Zielgruppen authentische Inhalte zu verbreiten.
    Zugleich hätten traditionelle Parteien Berührungsängste gegenüber Tiktok, nicht zuletzt aus außenpolitischen Gründen. Als Argument werde angeführt, dass unklar sei, was mit den Daten in China passiere. Auch gebe es die Sorge vor einer Entertainisierung der Politik. Özvatan räumte ein, dass traditionelle Parteien auf Tiktok Nachteile hätten, weil der Algorithmus Inhalte mit Emotionen bevorzuge. Dem sollte man aber mit einer Strategie begegnen. Es gebe gerade bei jungen Leuten ein großen Bedarf nach einem inhaltlichen Austausch.
    Zuletzt hatten Videos auf Tiktok für Spott gesorgt, in denen Bundestagspolitiker Jugendsprache imitiert oder vermeintlich lustige Tänze aufgeführt hatten.
    Diese Nachricht wurde am 05.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.