Um einen Biss zu provozieren, trat der Biologe João Miguel Alves-Nunes mit speziellen Schutzstiefeln sanft auf oder neben die Tiere. Diese wurden bei dem Versuch nicht verletzt. Jedes Tier habe er 30 Mal mit einem Tritt auf unterschiedliche Körperregionen provoziert, sagte der Wissenschaftler in einem Interview, das das Fachmagazin "Sience" kürzlich mit Bezug auf eine Studie von Alves-Nunes publiziert hat.
Die Jararaca-Lanzenotter zählt vor allem im Südosten Brasiliens zu den am weitesten verbreiteten Giftschlangen. Rund 20.000 Bisse und Vergiftungen pro Jahr werden ihr zugeschrieben. Gerade die Frage, wann eine Schlange beiße, sei aber wenig untersucht, so Alves-Nunes. Daher habe er sich zu diesem Versuch entschlossen.
Mehr Bisse bei Weibchen und kleineren Tieren
Das Ergebnis seiner Untersuchung: Je kleiner eine Schlange, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie beiße. Auch seien Weibchen tendenziell aggressiver. Die Studie zeigt zudem auch, dass die Tiere bei höheren Temperaturen aggressiver sind. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit eines Abwehrbisses höher, wenn die Schlangen am Kopf berührt wurden, als wenn der Tritt auf den Schwanz erfolgte.
Ziel dieser Versuche war es unter anderem, die Verteilung von Gegengiften an Krankenhäuser besser zu steuern. Oft werden diese an größere Krankenhäuser geschickt, und Patienten müssten weit anreisen, da sie an Orten gebissen worden seien, an denen es kein Gegengift gebe, so der Forscher: "Indem wir unsere Daten mit Daten aus anderen Studien über die Verbreitung von Schlangen kombinieren, können wir die Orte ermitteln, an denen die Tiere mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv sind." So sollten wärmere Orte mit einem höheren Anteil an weiblichen Schlangen Priorität bei der Verteilung von Gegengift haben.
Diese Nachricht wurde am 19.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.