Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung kritisiert das Klimapaket der Großen Koalition. "Da ist eine Riesenchance vertan worden", sagte der Klimaforscher im Deutschlandfunk. Mit den von der Regierung beschlossenen Maßnahmen bleibe man auf einem "Temperaturanstiegspfad".
Wichtig sei, jetzt die richtigen Mechanismen für eine Lenkwirkung zu haben, um in 30 Jahren die gesamte Weltwirtschaft auf nicht-kohlenstoffbasierte Industrie umgestellt zu haben. Dazu wäre ein Preis von wenigstens 35 Euro pro Tonne CO2 und das klare Signal an die Industrie notwendig gewesen, dass dieser Preis künftig ansteigt.
"Verschenkte Zeit"
Aus wissenschaftlicher Sicht sei klar, dass der CO2-Preis viel zu niedrig anfange. Erst ab 35 Euro entfalte sich eine Lenkungswirkung. Dieser Preis werde erst in fünf Jahren erreicht – das sei verschenkte Zeit, so Levermann.
Nicht alle Fördermaßnahmen seien schlecht, sagte Levermann. Es gehe aber darum, die Kraft der Wirtschaft zu nutzen und sie in die richtige Richtung zu lenken. Auch die Industrievertreter forderten Planungssicherheit. Die entstehe, in dem man sicherstellt, dass der CO2-Preis künftig steigt und so als Faktor im Wettbewerb kalkulierbar wird.
Eine globale Erwärmung von zwei Grad sei eine Grenze, ab der es schwierig werde: "Alle Korallen sterben weltweit, das arktische Meereis ist weg, der Meeresspiegel steigt an und die Wetterextreme nehmen zu. (…) Uns fliegt das ganze gerade um die Ohren und wir müssen aufpassen, dass wir die Kurve kriegen und das sozialverträglich hinkriegen."