Nach Treffen in Potsdam
Forscherin: rechtsextreme Akteure verdecken mit ihrer Sprache menschenverachtende Inhalte

Die Forscherin Heike Radvan sieht den Sprachgebrauch der Akteure des rechtsextremen Treffens in Potsdam als Mittel, um menschenverachtende Inhalte zu verdecken. Diese Strategie habe eine lange Tradition in der extremen Rechten, sagte Radvan der Deutschen Presse-Agentur.

    Blick auf ein Gästehaus in Potsdam, in dem AfD-Politiker nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv im November an einem Treffen teilgenommen haben sollen.
    Blick auf ein Gästehaus in Potsdam, in dem AfD-Politiker nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv im November an einem Treffen mit Vertretern der rechtsextremen Identitären Bewegung teilgenommen haben sollen. (Jens Kalaene / dpa / Jens Kalaene)
    Radvan lehrt an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und befasst sich unter anderem mit der Rechtsextremismus-Prävention. Sie betonte, eines der zentral benutzten Worte der rechten Akteure in Potsdam sei der Begriff "Remigration" gewesen. Das Wort könnte auf den ersten Blick anmuten wie ein Fachbegriff. Tatsächlich aber sei es programmatischer Ausdruck rassistischer und nationalistischer extrem rechter Ideologie. Bereits der Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Holocaust-Überlebende Victor Klemperer habe das sprachliche Mittel des Verdeckens während der Nazi-Herrschaft analysiert.
    Radvan unterstreicht, es sei deutlich, dass die bei dem Treffen in Potsdam vermittelten politischen Inhalte und Ziele menschenverachtend, grundrechts- und verfassungswidrig seien.

    Rechtsextremist Sellner bestätigt, über "Remigration" gesprochen zu haben

    Das Medienhaus "Correctiv" hatte über das rechtsextreme Treffen im November in Potsdam berichtet, an dem den Recherchen zufolge auch AfD-Funktionäre teilgenommen hatten. Dabei ging es auch um eine massenhafte Vertreibung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Redner war bei dem Treffen der frühere Kopf der rechtsextremistischen Identitären Bewegung in Österreich, Sellner. Er bestätigte unter anderem der Deutschen Presse-Agentur, dass er bei dem Treffen tatsächlich über "Remigration" gesprochen habe.
    Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Laut der Correctiv-Recherche nannte Sellner in Potsdam drei Zielgruppen: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht - und "nicht assimilierte Staatsbürger".
    Das Magazin "Der Spiegel" berichtete zuletzt zudem mit Blick auf den Begriff der Remigration, dass "derartige rassistische Ideen" auch innerhalb der AfD weitverbreitet seien. Die Partei scheue sich nicht, auch in offiziellen Programmen darüber zu schreiben.
    Diese Nachricht wurde am 14.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.