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Forschung
Elite light in Freiburg

Nachdem die Uni Freiburg im vergangenen Jahr ihren Exzellenz-Titel verloren hat, leidet die Forschung unter akutem Geldmangel. Nun muss das Land Baden-Württemberg einspringen. Das renommierte 'Institute for Advanced Studies' muss nun mit weniger Geld auskommen.

Von Thomas Wagner |
    Aus 'Frias', dem Freiburger 'Institute for Advanced Studies', wird eine Art 'Frias light'. Professor Gunther Neuhaus, Prorektor für Lehre an der Uni Freiburg und Mitglied im Direktorium:
    "Früher hatte das Frias sieben bis acht Millionen, heute bekommen wir in der Gesamtförderung auf ein Jahr herunter gebrochen etwa zwei, 2,2 Millionen pro Jahr. Früher hatten wir Fellows, die keine Lehre machen mussten, weil sie komplett freigestellt worden sind. Heute ist es so, dass die Fellows zu 50 Prozent an den Fachbereich angekoppelt sind und dort Lehre machen."
    Nur noch ein Drittel des Jahresetats von früher; Fellows, die für ihre freie, interdisziplinäre Forschertätigkeit längst nicht mehr so viel Zeit haben wie früher, weil sie ein paar Straßenzüge weiter, in den Hörsälen und Seminarräumen der Freiburger Uni Studierende unterrichten müssen: Im Freiburger "Institute for Advanced Studies", in dem Wissenschaftler aus aller Welt zum freien Forschen eingeladen sind, müssen die Wissenschaftler zukünftig den Gürtel erheblich enger schnallen. Dass dennoch heute in Freiburg hie und da die Sektkorken knallen, hat damit zu tun, dass es überhaupt weitergeht mit 'Frias' - und genau das war in den vergangenen Monaten alles andere als sicher: Denn nachdem die Uni Freiburg 2012 ihren Exzellenz-Titel verlor, war es auch vorbei mit den üppigen Bundesmitteln für das 'Frias'. Nun ist das Land Baden-Württemberg in die Bresche gesprungen - mit einer Förderung von 3,8 Millionen Euro bis Ende 2017. Simone Schwanitz von baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst:
    "Wir fördern Qualität. Und das ist eben etwas, was uns mit dem neuen Frias-Konzept überzeugt hat: Man hat zum einen die hohe Forschungsleistung beibehalten, hat aber gelernt und ein neues Konzept ausgearbeitet, was Profil bildend in die Hochschule hineinwirkt."
    Der Deutsche Wissenschaftsrat hatte immer wieder die aus seiner Sicht mangelnde Verzahnung zwischen Frias einerseits und dem übrigen Forschungs- und Lehrbetrieb der Universität Freiburg andererseits kritisiert. Und genau hier setzt das neue Konzept neue Akzente, die auch das Land Baden-Württemberg überzeugt haben. Simone Schwanitz:
    "Ich glaube zum einen, das ist jetzt auch durch die Lehre erfolgt, sodass die internen Fellows 50 Prozent ihres Lehrdeputats weiter aufrechterhalten und von daher gleich aus dem Frias hinaus in die Lehre hineinwirken. Die externen Fellows werden auch weiter Lehre betreiben."
    Daneben sollen die 60 forschenden Fellows im Freiburger 'Frias' regelmäßig auf Kongressen über ihre Forschungsarbeit informieren - nicht nur andere Wissenschaftler, sondern auch die breite Öffentlichkeit.
    Ersatzfinanzierung durch die Landesregierung
    "Weil die Universität nicht nur einen Forschungs- und Lehrauftrag hat, sondern Geld verwendet, das vom Steuerzahler kommt. Und natürlich: Die Gesellschaft, die gesamte Gesellschaft hat ein Recht darauf, informiert zu werden. Und sie hat ein Recht darauf, dass dies in Worte gefasst wird, die nicht aus dem Elfenbeinturm kommen, sondern aus der Nähe zur Gesellschaft."
    Mit diesen Instrumenten der Verzahnung zwischen Frias auf der einen Seite sowie der Universität und der Öffentlichkeit auf der anderen Seite sieht Prorektor Gunther Neuhaus die einstige Kritik des Wissenschaftsrates entkräftet. Doch die Veränderungen gehen weiter: Die Unterteilung in die sogenannte "Schools" mit jeweils zwei natur- und zwei geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkten wird aufgegeben.
    Stattdessen werden zwei Forschungs-Oberthemen eingerichtet, eines naturwissenschaftlich, eines wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlich angelegt. Zu diesen Oberthemen sollen sich kleine Gruppen von internen und externen Fellows möglichst aus dem Ausland zusammenfinden und damit beginnen, gezielte Fragestellungen zu bearbeiten. Gefördert werden sie dazu im neuen "Frias" genau ein Jahr - eine Art Anschubfinanzierung. Und auch dieser Teil des Konzeptes hat die baden-württemerbgsiche Landesregierung überzeugt. Simone Schwanitz.
    "Die High Potentials und diese jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für die Schwerpunktprogramme beworben haben, werden gemeinsam ein Jahr sicherlich den Fortschritt in ihren Professionen vorwärts bringen und dann fähig sein, neue Förderprogramme zu akquirieren. Und das ist für uns eine gute Hebelwirkung für unsere Forschungsgelder."
    Die alleine reichen allerdings längst nicht aus, um "Frias" am Leben zu erhalten. Neben den 3,8 Millionen Euro, die das Land Baden-Württemberg bis Ende 2017 nach Freiburg überweist, steuert die Europäische Union weitere drei Millionen Euro aus ihrem Forschungsetat bei. Den Rest finanziert die Universität Freiburg selbst aus ihrem allgemeinen Etat und bemüht sich gleichzeitig um die Einwerbung von Drittmitteln für "Frias". Einen Trend hat der Freiburger Uni-Rektor Professor Hans-Jochen Schiewer bereits ausgemacht, der den Frias-Etat entlastet. Und der habe mit der zunehmenden wissenschaftlichen Reputation von "Frias" zu tun.
    "Der ist so attraktiv und gut, dass viele Kolleginnen und Kollegen weltweit anfragen, ob sie in ihrem Forschungsfreisemester an unserem Institut arbeiten können. Und diese Kolleginnen und Kollegen bringen ihren Lebensunterhalt, ihr Gehalt mit. Die kosten uns nichts."