Die israelisch-amerikanische Komponistin stand im Mittelpunkt des Abschlusstages beim Forum neuer Musik 2016 "Jüdische Identitäten" im Deutschlandfunk Kammermusiksaal. Aufgeführt wurden Czernowins Zyklus "Adiantum capillus-veneris" für Stimme und Atem und "Hidden" für Elektronik und Streichquartett. Die Sopranistin Inbal Hever, eine junge Israelin, realisierte die schwierige Vokalpartitur mit immenser Technik und Faszinationskraft. Czernowins Anliegen war es, aus dem menschlichen Körper generierte neue Klangwelten zu erschließen, den Atem dabei kompositorisch zu mikroskopieren. Der dritte Teil des Zyklus entfaltete sich mittels Zuspielungen sehr apart zu einer Art dreistimmigem Madrigal am Rande von Stimme und Klang. Eigentümliche Geräuschwelten, sich überlagerndes Innen und Außen begegneten dem Hörer bei "Hidden". Aus drei Lautsprecher-Ringen fluteten akustische Ereignisse in den Saal. Die Komponistin versteht "Hidden" als Unterwasserfahrt zu den Ab- oder Urgründen der menschlichen Seele.
Chaya Czernowin
Adiantum Capillus-veneris I - III
Hidden
Adiantum Capillus-veneris I - III
Hidden
Inbal Hever, Sopran
Jack Quartet
Jack Quartet
Aufnahme vom 10. April 2016 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal