Deutschlandfunk Foyer, Köln - 18:00 Uhr - Lecture
L'imagination au pouvoir!
1968 als Geburtsstunde der digitalen Revolution. Lecture mit Martin Burckhardt
Die wahre Revolution von 1968 haben nur die wenigsten mitbekommen. Denn sie spielte sich fast unbemerkt im Hintergrund ab. Und doch griff sie tiefer als jedes noch so verwegene Manifest.
Nicht zufällig beginnt die Zeitrechnung unserer Computeruhren mit dem 1. Januar 1970. Zu dieser Zeit ist der erste Internetknoten lauffähig, beginnen sich die Verhältnisse - von Software gesteuert - zu verflüssigen. Die Netzcommunity löst sich Schritt für Schritt von der Gemeinschaft einer Nation ab. Es entstehen neue, bisher ungekannte Formen der Arbeit: Der arbeitende Mensch ist kein Körper mehr, sondern ein digitaler Datensatz. Die Golddeckung des Dollars wird erstmalig aufgehoben. Geld verwandelt sich zu einem elektronischen Zeichen; einer Währung, die nicht mehr durch natürliche Knappheit definiert ist. Binnen weniger Jahre nähert sich das gesamte Gesellschaftsprogramm zunehmend der Logik eines Computerspiels an.
Deutschlandfunk Kammermusiksaal und Foyer, Köln - 19:30 Uhr - Konzert
Fragmentos de teatro imaginario
Das Ensemble ascolta mit Werken von Elena Mendoza, Lea Letzel und Hans-Joachim Hespos
Auf den Notenständern stehen keine Partituren, sondern Notebooks. Die Musiker spielen nach Filmen, Texten und Farben. Auf ihre Gesichter fällt das Licht der Monitore und verwandelt die Bühne in theatrales Setting. Ist das ein Konzert oder ein Theaterstück?
Nicht nur im 20. Jahrhundert gab es Impulse, die die klassische Konzertsituation mit all ihren Ritualen aufzubrechen suchten. Bis heute fragen sich Komponisten, was ein Konzert eigentlich ist. So lässt Elena Mendoza die Instrumentalisten zwischen Musik- und Theaterspiel hin- und herspringen. Hans-Joachim Hespos macht das Ritual des vermeintlich unspektakulären Umbaus auf der Bühne zu kompositorischem Material. Ganz am Puls der Zeit inszeniert Lea Letzel in ihrem neuen Werk die gegenwärtige Omnipräsenz digitaler Medien, indem sie mit Notebooks arbeitet.
Nicht nur im 20. Jahrhundert gab es Impulse, die die klassische Konzertsituation mit all ihren Ritualen aufzubrechen suchten. Bis heute fragen sich Komponisten, was ein Konzert eigentlich ist. So lässt Elena Mendoza die Instrumentalisten zwischen Musik- und Theaterspiel hin- und herspringen. Hans-Joachim Hespos macht das Ritual des vermeintlich unspektakulären Umbaus auf der Bühne zu kompositorischem Material. Ganz am Puls der Zeit inszeniert Lea Letzel in ihrem neuen Werk die gegenwärtige Omnipräsenz digitaler Medien, indem sie mit Notebooks arbeitet.
Deutschlandfunk Kammermusiksaal und Foyer, Köln - 20:30 Uhr - Aktionskonzert
I Will Be Back In Ten Minutes
Das Ensemble ascolta mit Aktionen aus dem Fluxus Performance Workbook von Ken Friedman
"Fluxus" kommt von Fließen. Und tatsächlich floss in dieser Kunstform der 1960er-Jahre alles auseinander. Grenzen zwischen Bild, Musik und Theater verschwammen. Die Unterschiede zwischen Hoch- und Alltagskultur, zwischen Künstlerischem und Profanem wurden aufgehoben. Man war in Bewegung. Man lies sich nicht mehr durch Konventionen des klassischen Konzertbetriebs einschränken. Das Ensemble ascolta begibt sich auf die Spuren der Pioniere des Fluxus.
Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln - 21:30 Uhr - Multimediaperformance
Grand Hotel Establishment
Multimediaperformance von Julia Mihály (UA)
Von den Zehen bis zum Kopf – Stück für Stück tastet Julia Mihály ihren Körper mit einer Kamera ab. All die kleinen Bilder werden auf der Leinwand schrittweise zusammengesetzt. Sie formen ein zerstückeltes Bild der Künstlerin. Wie viel, fragt Mihály, gebe ich optisch von mir preis?
Der eigene Körper ist Julia Mihálys Experimentierfeld. In ihrer Performance "Grand Hotel Establishment" untersucht die 1984 geborene Komponistin das gegenwärtige Verhältnis von Öffentlichem und Privaten. Sie möchte wissen, wie man sich im "Dschungelcamp" fühlt, wenn das Privatleben plötzlich öffentlich wird. Diese Frage stellte sich schon einmal 1968: bei der Kommune 1, deren Mitglieder sich zuhause fotografieren ließen. Denn das Private sollte politisch sein.
Die Materialgrundlage in Mihálys Performance bilden verschiedene Texte aus der Zeit um 1968. Allerdings erscheinen sie zu kleinen Bröckchen zerstückelt. Es entstehen Sprachfragmente, wie wir sie aus Kurznachrichten in sozialen Medien kennen. Spiegelt dieser Sprachzerfall den Zerfall einstiger Utopien?