Was sich in Europa als ereignisreiche Geschichte des Fortschritts darstellt, ist für Lateinamerika ein dunkler Zeit-Block von Fremdherrschaft und Ausbeutung. Noch immer sorgt das Echo des Kolonialismus für Instabilität und Abhängigkeit. Zugleich beanspruchen die Kulturen und Staaten Lateinamerikas im Weltgeschehen heute eigene Stimmen. Zu globalen Fragen der Gegenwart bringen sie unverzichtbares historisches Wissen mit ein.
Perspektivwechsel
Das Forum neuer Musik geht davon aus, dass es nicht mehr ausreichend ist, zeitgenössische Kunst und Wissensproduktion aus Lateinamerika wie aus Europa allein aus eurozentrischer Sicht zu erfassen – es gilt vielmehr, Perspektiven „der anderen“ wahrzunehmen, anzuerkennen. Doppelte Wahrnehmung ist folglich Thema und Werkzeug der diesjährigen Forums-Ausgabe. Dabei streifen wir verschiedene Welten und Generationen zeitgenössischen Komponierens in Chile, Kolumbien, Argentinien und Uruguay.
Musikprojekte und Wissensformate
Das Ensemble Aventure dokumentiert sein langjähriges Engagement für die Pioniere der lateinamerikanischen Avantgarde. Die Dresdner Formation AuditivVokal singt neuere Werke aus Chile, die kompositorisch Material indigener Kulturen aufnehmen. Eva Zöllner präsentiert zeitgenössisches Komponieren für das Akkordeon in Kolumbien. Im Projekt des Ensembles Recherche setzen sich Komponierende mit europäischer Musik auseinander, die einst in kolonialen Zusammenhängen entstand. Der Deutschlandfunk hat insgesamt sechs Kompositionsaufträge vergeben.
Die künstlerischen Projekte werden beim Forum 2022 von musikjournalistischen Formaten flankiert. Zur Debatte stehen alte indigene Rituale, dekoloniale Diskurse von heute und Weichenstellungen zu einer eigenständigen lateinamerikanischen Moderne. In Anbetracht des unklaren Fortgangs der Corona-Pandemie wird das Forum 2022 als reines Radio-Festival produziert und in acht Sendungen ausgestrahlt: im Programm des Deutschlandfunks und auf deutschlandfunk.de.
Literaturliste
Sammlung unserer Empfehlungen zum Thema: Download hier.
Programm
Samstag, 5.11.2022 / 22.05 Uhr / Atelier neuer Musik
Postcolonial Recherche Fellows
Einführung Forum neuer Musik 2022
Von Leonie Reineke
Postcolonial Recherche Fellows
Einführung Forum neuer Musik 2022
Von Leonie Reineke
Samstag, 12.11.2022 / 22.05 Uhr / Atelier neuer Musik
Paradoxe Emanzipation
Lateinamerika und der Neoklassizismus
Von Ingo Dorfmüller
Paradoxe Emanzipation
Lateinamerika und der Neoklassizismus
Von Ingo Dorfmüller
Samstag, 19.11.2022 / 22.05 Uhr / Atelier neuer Musik
La visión de los vencidos
Lesarten der Geschichte bei Eduardo Bértola und Graciela Paraskevaídis
Von Tina Vogel
La visión de los vencidos
Lesarten der Geschichte bei Eduardo Bértola und Graciela Paraskevaídis
Von Tina Vogel
Montag, 21.11.2022 / 21.05 Uhr / Musik-Panorama
Ecos Australes
Die Ethnien Chiles in neuer Musik
Ensemble AuditivVokal
Ecos Australes
Die Ethnien Chiles in neuer Musik
Ensemble AuditivVokal
Dienstag, 22.11.2022 / 22.05 Uhr / Musikszene
Kultrun, Trutruca, Pifilca
Gesänge und Rituale der Mapuche in Chile
Von Bettina Brand
Kultrun, Trutruca, Pifilca
Gesänge und Rituale der Mapuche in Chile
Von Bettina Brand
Samstag, 26.11.2022 / 22.05 Uhr / Atelier neuer Musik
Voces, señales
Zeitgenössische Akkordeonmusik aus Kolumbien
Eva Zöllner, Akkordeon
Voces, señales
Zeitgenössische Akkordeonmusik aus Kolumbien
Eva Zöllner, Akkordeon
Sonntag, 27.11.2022 / 21.05 Uhr / Konzertdokument der Woche
EXIT PLUS ULTRA
Ein postkolonialer Radioabend mit dem Ensemble Recherche nach Johannes Schöllhorns Buch “Karte, Uhr und Partitur“ Elisa Erkelenz, Dramaturgie
EXIT PLUS ULTRA
Ein postkolonialer Radioabend mit dem Ensemble Recherche nach Johannes Schöllhorns Buch “Karte, Uhr und Partitur“ Elisa Erkelenz, Dramaturgie
Montag, 28.11.2022 / 21.05 Uhr / Musik-Panorama
Los cadadías
Das Ensemble Aventure spielt Schlüsselwerke der lateinamerikanischen Avantgarde
Mit einem Essay von Jens Kastner zur dekolonialistischen Theorie
Los cadadías
Das Ensemble Aventure spielt Schlüsselwerke der lateinamerikanischen Avantgarde
Mit einem Essay von Jens Kastner zur dekolonialistischen Theorie
Förderer und Partner
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Programm, Organisation, Redaktion:
Frank Kämpfer
Redaktionsassistenz:
Martina Bedzent, Angie Herrlich
Kommunikation und Marketing:
Selma Nayin, Xenia Sircar
Online-Auftritt
Frank Kämpfer, Cornelia de Reese
Projektbild:
Anja Enders
Frank Kämpfer
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