Forum neuer Musik 2024: Konzert „TransRhapsodie“
Auf der Suche nach einer türkischen Avantgarde

Das E-MEX Ensemble gastierte vor einem Jahr bei den Tagen Neuer Musik Izmir. Das von Füsun Köksal gegründete Festival ist ein Begegnungsort für junge Komponierende aus Ost und West. In diesem Konzert spiegelte E-MEX in Izmir Erlebtes und fragte nach einer türkischen Moderne in der Musik.

    Das E-MEX Ensemble steht vor einem Industriebau mit auffälligen grünen Rohren und bewegt sich ungezungen.
    Das auf zeitgenössische Musik unterschiedlichster Couleur spezialisierte und international agierende E-MEX-Ensemble hat sich 1999 gegründet. (E-MEX / Martin Gendig)
    Seit 2014 lebt Füsun Köksal in Izmir. Nach ihrem Bachelor-Abschluss an der Bilkent Universität in Ankara 1996 und Aufbaustudien in Köln und Chicago hat sie heute dort eine Kompositionsprofessur. Mit Hilfe des Goethe-Instituts hat sie ein Neue Musik-Festival initiiert, das aktiv zum Ost-West-Austausch einlädt: die Tage Neuer Musik Izmir.
    Die Austausch-Intention schlug sich auch im Forums-Konzert 2024 nieder: E-MEX spiegelte hier in Izmir Erlebtes und fragte nach Koordinaten einer türkischen Avantgarde in der Musik. Füsun Köksal empfahl dafür jüngere Komponierende: die in den Niederlanden ansässige Meriç Artaç und den in Istanbul noch studierenden Özan Özgüç.  
    Im Licht und Dunkel des Menschen
    Unverzichtbar war auch ein Werk von Ahmed Adnan Saygun, der die türkische Musik des 20. Jahrhunderts maßgeblich mitbestimmt hat. Uraufgeführt wurde schließlich ein größeres Auftragswerk der Kunststiftung NRW: Ataç Sezers Ensemblemusik „TransRhapsodie“, deren Titel als Metapher für Intention und Dimensionen des ganzen Konzertprojekts einsteht.
    Eine zusätzliche Assoziationsfläche im Konzert bildeten Worte und Bilder der libanesisch-amerikanischen Schriftstellerin und Malerin Etel Adnan (1925–2021). Ihr Vater war Anfang der 1920er Jahre in Izmir – damals noch Smyrna – Offizier der Osmanischen Armee. Adnan schöpft aus dem Spannungsgefüge zwischen arabischer und westlicher Welt und fragt dabei nach Koordinaten des Menschen. Schauspieler Olaf Reitz las ihren Text „DORT – Im Licht und im Dunkel des Selbst und des Anderen“.
    Aufgezeichnet am 19.09.2024 im Deutschlandfunk Kammermusiksaal
    Meriç Artaç(*1990)
    Iris                                        
    Neufassung für Ensemble (UA)
    Gefördert durch die Kunststiftung NRW

    Ahmed Adnan Saygun (1907–1991)
    Trio op. 55

    Ozan Özgüç (*2000)
    Envelope (UA)
    Gefördert durch die Kunststiftung NRW
    Füsun Köksal (*1973)                     
    Sätze–Wörte–Zeichen   

    Ataç Sezer(*1979)
    TransRhapsodie (UA)
    Gefördert durch die Kunststiftung NRW

    Etel Adnan (1925–2021)
    Dort. Im Licht und im Dunkel des Selbst und des Anderen
    Mitwirkende

    Olaf Reitz: Sprecher
    Christoph Maria Wagner: musikalische Leitung

    E-MEX Ensemble
    Evelin Degen, Flöte
    Peter Bodnár, Oboe
    Joachim Striepens, Klarinette
    Yoshiki Matsuura, Posaune 
    Kalina Kolarova, Violine
    Nefeli Galani, Viola 
    Burkart Zeller, Violoncello
    Petteri Waris, Akkordeon
    Martin von der Heydt, Klavier
    Michael Pattmann, Schlagzeug