Forum neuer Musik 2024: Konzert „TransRhapsodie“
Auf der Suche nach einer türkischen Avantgarde

Das E-MEX Ensemble gastierte vor einem Jahr bei den Tagen Neuer Musik Izmir. Das Festival ist ein Begegnungsort für junge Komponierende aus Ost und West. Im Deutschlandfunk stellte das E-MEX Komponierende aus Izmir und Istanbul vor.

Am Mikrofon: Egbert Hiller |
Die Musiker vom E-MEX Ensemble sind zum Teil von hinten, teils von der Seite zu sehen, wie sie gemeinsam spielen. Im Vordergrund stehen große Röhren des Percussions-Musikers.
Das E-MEX Ensemble spielt Musik türkischer Komponistinnen und Komponisten im Deutschlandfunk Kammermusiksaal (Thomas Kujawinski / Deutschlandradio)
E-MEX kennt die Komponistin Füsun Köksal seit deren Kölner Studienzeit. Im Herbst 2023 hat die heutige Kompositionsprofessorin das Ensemble zu ihrem Festival nach Izmir eingeladen. Die mit Unterstützung des Goethe-Instituts gegründeten Izmir New Music Days verstehen sich als Podium der Begegnung von Ost und West.
Die Austausch-Intention schlug sich auch im Forums-Konzert 2024 nieder: E-MEX spiegelte hier in Izmir Erlebtes und fragte nach Koordinaten einer türkischen Avantgarde in der Musik. Füsun Köksal empfahl dafür jüngere Komponierende: die in den Niederlanden ansässige Meriç Artaç und den in Istanbul noch studierenden Ozan Özgüç.  
Im Licht und Dunkel des Menschen
Unverzichtbar war auch ein Werk von Ahmed Adnan Saygun, der die türkische Musik des 20. Jahrhunderts maßgeblich mitbestimmt hat. Uraufgeführt wurde ein weiteres Auftragswerk der Kunststiftung NRW: Ataç Sezers Stück „TransRhapsodie“.
Zwei Männer stehen neben zwei zentral stehenden Frauen im Foyerbereiches des Kammermusiksaales im Funkhaus Köln.
Die Komponisten (v.l.n.r.) Özan Özgüç, Meriç Artaç, Füsun Köksal und Ataç Sezer beim Forum neuer Musik 2024. (Thomas Kujawinski / Deutschlandfunk)
Eine zusätzliche Assoziationsfläche im Konzert bildeten Worte und Bilder der libanesisch-amerikanischen Schriftstellerin und Malerin Etel Adnan (1925–2021). Ihr Vater war Anfang der 1920er Jahre in Izmir – damals noch Smyrna – Offizier der Osmanischen Armee. Adnan schöpft aus dem Spannungsgefüge zwischen arabischer und westlicher Welt und fragt dabei nach Koordinaten des Menschen. Schauspieler Olaf Reitz las ihren Text „DORT – Im Licht und im Dunkel des Selbst und des Anderen“.
Olaf Reitz steht hinter einem Pult zwischen vielen Glühbirnen uns spricht.
Olaf Reitz spricht Etel Adnan. (Thomas Kujawinski / Deutschlandfunk)
Aufgezeichnet am 19.09.2024 im Deutschlandfunk Kammermusiksaal
Ahmed Adnan Saygun (1907–1991)
Trio op. 55

Meriç Artaç (*1990)
Iris                                        
Neufassung für Ensemble (UA)
Gefördert durch die Kunststiftung NRW

Ozan Özgüç (*2000)
Envelope (UA)
Gefördert durch die Kunststiftung NRW
Füsun Köksal (*1973)                     
Sätze–Wörte–Zeichen   

Ataç Sezer (*1979)
TransRhapsodie (UA)
Gefördert durch die Kunststiftung NRW

Etel Adnan (1925–2021)
Dort. Im Licht und im Dunkel des Selbst und des Anderen
Mitwirkende

Olaf Reitz: Sprecher
Christoph Maria Wagner: musikalische Leitung

E-MEX Ensemble
Evelin Degen, Flöte
Peter Bodnár, Oboe
Joachim Striepens, Klarinette
Yoshiki Matsuura, Posaune 
Kalina Kolarova, Violine
Nefeli Galani, Viola 
Burkart Zeller, Violoncello
Petteri Waris, Akkordeon
Martin von der Heydt, Klavier
Michael Pattmann, Schlagzeug