Lisa Passing informiert über ein Programm namens Datenschule. Es geht um Umweltdaten, die auch in der Bildung eine immer größere Rolle spielen, veröffentlicht beispielsweise von Behörden:
"Bei uns geht es um Daten, um offene Daten. Aber auch nicht nur darum, wo es sie gibt und was das überhaupt ist. Vielmehr geht es auch darum, wie ich mit diesen Daten umgehe. Also um Analyse, es geht um Visualisierung. Was muss ich alles tun und können, um am Ende die Information zu bekommen, nach der ich gesucht habe."
Abkehr vom Frontalunterricht
Die Bewegung Open Education verfolgt die Idee einer neue Art der Informationserstellung und -vermittlung - vor allem einer internetbasierten Wissensvermittlung. Für den Bildungsbereich ist dies oft noch Neuland. Es ist die Abkehr vom klassischen Frontalunterricht im Klassenzimmer, umschreibt Maximilian Voigt von der Open Knowledge Foundation Deutschland die Idee:
"Es geht darum, den Unterricht so zu gestalten, dass sich Schülerinnen und Schüler nach ihren eigenen Lernzielen einen Lernweg bahnen können, wodurch sich dann Kompetenzen entwickeln. Die eben genau das ermöglichen - nämlich Partizipation in der Gesellschaft, sich nach seinen eigenen Möglichkeiten zu entwickeln."
Lehrmaterialien unter freier Lizenz
Freies Wissen, offene Daten, mehr Transparenz und Beteiligung. Die auschlaggebende Idee hierbei sei, Bildungsmaterialien für vielfältige Nutzungen freizugeben. Maximilian Voigt:
"Da ist unsere Forderung: Wenn Materialien geschaffen werden, insbesondere durch die öffentliche Hand auch gefördert, dass diese dann unter einen freien Lizenz veröffentlicht werden."
Auf den Bildungsbereich übertragen geht es also auch um eine Ergänzung klassischer Bildungsmedien. Gelernt und gelehrt wird vernetzt, sagt Birke Bull Bischof. Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion der Linken im Deutschen Bundestag kam aus Interesse zum Forum Open Education. Sie sieht vor allem neue Freiheiten für den Lehrbetrieb:
"Man kann auf Plattformen miteinander lernen. Für Inklusion beispielsweise ist das eine ganz wichtige Sache, weil Lehrkräfte die Möglichkeit haben, auch Bildungsangebote zu individualisieren. Ich weiß genau, den interessiert das oder die hat da ihre Schwierigkeiten oder Stärken. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, darauf einzugehen. Das ist eine faszinierende Angelegenheit."
Qualitätskontrolle ist schwierig, aber notwendig
Ein Knackpunkt in der gegenwärtigen Diskussion ist die Qualität der offenen Bildungsmaterialien: Der Markt wächst; doch droht hier, wie Kritiker anmerken, ein "World Wide Wildwuchs". Die Linken-Abgeordnete sagt, dass das klassische Schulbuch längst Konkurrenz bekommen hat:
"Da sitzt jemand im Kultusministerium, schaut sich ein Schulbuch an und sagt: Ja ok, das stimmt mit demokratischen Prinzipien überein, bekommt einen Stempel und gut. Jetzt haben wir mit Lehr- und Lernmaterialien zu tun, die sich ständig verändern und darin liegt ja auch gerade die Qualität. Dass also Kinder und Lehrkräfte diese mitverändern können, dass sie teilhaben können. Wie sichern wir Qualität? Eine Idee ist in der Tat Schwarmintelligenz. Weil man davon ausgeht, es wird einfach besser, wenn es viele nutzen. Aber ich glaube, da sind noch offene Fragen, die man diskutieren muss."
Brauchen offene Bildungsmaterialien also mehr Kontrolle? Luca Mollenhauer vom Leibnitz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation hält zumindest eine Qualitätsbewertung für sinnvoll.
"In vielen Fällen sind die Lehrerinnen und Lehrer selbst am qualifiziertesten, Materialien auch bewerten zu können. Man könnte beispielsweise über die Landes-Bildungsserver, wo ja meist auch abgeordnete Lehrer tätig sind, eine kooperative Redaktion beispielsweise einrichten. Die dann auch die Bewertung von Materialien vornimmt."
Vorbehalte bei den Lehrenden
Die Große Koalition bekennt sich immerhin im Koalitionsvertrag zur Verbreitung von freien Lern- und Lehrmaterialien. In der Praxis aber gebe es auch bei den Lehrenden noch Vorbehalte, und dies sei übrigens keine Generationenfrage. Mollenhauer:
"Es zeigt sich im Gegenteil, dass insbesondere Lehramtsstudierende tendenziell größere Aversionen gegenüber digitalen Medien und digitalen Unterrichtsbausteinen haben als ihre anderen Studienkolleginnen. Somit müssen wir hier gezielt eben auch in die Lehramtsausbildung gehen. Und auch in die Lehrerfortbildung, um auch diejenigen abzuholen, die schon seit vielen Jahren im Schuldienst sind."