Ganz sachlich und nüchtern formuliert ist "Kottbusser Tor" eine platzartige Straßenkreuzung und ein U-Bahnhof im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Aber "Kotti" steht - bei Berlinern allemal - für ganz was anderes, für sozialen Brennpunkt, Drogenumschlagplatz, organisierte Kriminalität, hohen Migrantenanteil. In den 60er- und 70er-Jahren wurde das Kottbusser Tor in Berlin umgestaltet, mit Neubauten, unter anderem dem langen Gebäuderiegel "Neues Kreuzberger Zentrum". Diesen Wohnkomplex hat der Künstler Matthias Steinkraus über 7 Jahre mit der Fotokamera dokumentiert. Inklusive der 24-Stunden-Kneipe "Rote Rose".
Eine Form des Eskapismus
Damit will er zeigen, was weltweit geschieht: dass bestimmte soziale Milieus nach und nach aus den Stadtbildern verdrängt werden. Unter den Protagonisten seiner Fotodokumentation seien Leute, die seit 27 Jahren oder länger in derselben Wohnung lebten und sich im Zuge der Neuvermietung vor Ort nichts mehr leisten könnten, so Steinkraus im Dlf. Was in der "Roten Rose", einer typischen Berliner Eckkneipe, stattfinde, sei eine Form des Eskapismus.
Weil die Verdrängungsbewegung, die er inhaltlich beobachtet, auch die Fototechnik betrifft, hat Matthias Steinkraus sowohl digital als auch analog fotografiert.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Matthias Steinkraus: "Rote Rose"
Hatje Cantz Verlag, Berlin, 2018. 144 Seiten, 28 Euro.
Hatje Cantz Verlag, Berlin, 2018. 144 Seiten, 28 Euro.