"Die Soldaten waren oft für lange Zeit von allem weg, was ihnen vertraut war", sagte Dammann über die Hintergründe des Cross-Dressing. Die jungen Männer hätten starke Gefühle von Sehnsucht und Verlorenheit gespürt. "Diese Maskeraden waren eine Art, sich da vielleicht eine gewisse Erleichterung zu erschaffen."
Dabei hätten Unterhaltung sowie die Verwirklichung eines sexuellen Verlangen eine Rolle gespielt, vermutet Dammann. "Die Sehnsucht nach einem abwesenden Partner konnte auf verschiedenste Weisen ein bisschen gemindert werden. Und eine davon war eben, sich diesen Partner praktisch selber herzustellen."
Soldaten konnten sich sensibel geben
Es gebe nur wenige Berichte, die auf eine Unterbindung des Cross-Dressings durch Obrigkeiten schließen ließen. Weitaus mehr Quellen würden dagegen auf eine Förderung dieses Verhaltens hinweisen.
Das Buch zeige, so Martin Dammann, dass es selbst im Dritten Reich den Soldaten möglich gewesen sei, sich sensibel und weich zu zeigen. "Das ist etwas, dass unseren Vorstellungen dieser Männer komplett widerspricht."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Martin Dammann: "Soldier Studies. Cross-Dressing in der Wehrmacht"
Hatje-Cantz-Verlag, Berlin 2018. 128 Seiten, 28 Euro
Hatje-Cantz-Verlag, Berlin 2018. 128 Seiten, 28 Euro