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Gefangene in Gaza
Fotos von halbnackten Palästinensern verbreitet

Nackt bis auf die Unterhosen sind palästinensische Gefangene in israelischen Medien zu sehen. Mit den Bildern werde gezielt Stimmung gemacht, sagt Dlf-Korrespondent Jan-Christoph-Kitzler.

Jan-Christoph Kitzler im Gespräch mit Martin Krebbers |
Die Stadt Khan Yunis im Süden des Gazastreifens nach einem Luftangriff der israelischen Armee.
Viele Fotos aus dem Gazastreifen lassen sich nur schwer verifizieren - dieses hier zeigt die Stadt Khan Yunis im Süden des Gaza-Streifens nach einem Luftangriff der israelischen Armee. (picture alliance / dpa / Abed Rahim Khatib)
Palästinensische Gefangene, die mit verbundenen Augen auf dem Boden knien und bis auf ihre Unterhosen nackt sind: Fotos solcher und ähnlicher Szenen kursierten zuletzt in sozialen Netzwerken und waren auch in israelischen Medien zu sehen. Die israelische Regierung hat die Echtheit der Bilder bestätigt und nun angekündigt, solche Darstellungen nicht mehr zu verbreiten.

Entwürdigende Darstellung

„Diese Bilder werden ganz bewusst gezeigt“, sagte Jan-Christoph Kitzler, Korrespondent des Deutschlandfunks in Tel Aviv. Der traumatisierten israelischen Bevölkerung sollten sie beweisen, dass der Krieg erfolgreich sei. In Richtung der Palästinenserinnen und Palästinenser, auch in Israel und im Westjordanland, gehe es darum, der Propaganda der Hamas etwas entgegenzusetzen.

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Es sei entwürdigend, die Männer so zu zeigen. Die Armee begründe ihr Vorgehen damit, dass sie Gefahren für ihre Soldaten vermeiden wolle, indem sie ausschließe, dass jemand Waffen oder Sprengstoff bei sich trage. Es habe aber auch vor dem aktuellen Krieg Szenen gegeben, in denen israelische Soldaten Palästinenserinnen und Palästinenser erniedrigt hätten.

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Womöglich auch Zivilisten darunter

Der israelischen Armee zufolge würden nur Menschen festgenommen, gegen die ein konkreter Terrorverdacht bestehe. Die israelische Tageszeitung „Haaretz“ hatte allerdings berichtet, dass nur rund 10 bis 15 Prozent der festgenommenen Palästinenser der Hamas oder mit ihr verbundenen Organisationen angehörten – der Rest seien Zivilisten gewesen.
„Das ist sehr schwer zu überprüfen“, sagte Kitzler am Montag. „Aber auf jeden Fall wird mit diesen Bildern Stimmung gemacht.“ Ein Armeesprecher habe den Bildern Fotos von Hamas-Terroristen in voller Rüstung am 7. Oktober gegenübergestellt, nach dem Motto: „Das waren sie vor 65 Tagen und das sind sie heute.“ Benjamin Netanjahu hatte am Sonntagabend in einem Statement die Hamas dazu aufgerufen, sich zu ergeben.

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Einseitige Berichterstattung in Israel

Es gebe Hinweise darauf, dass die aktuellen Bilder von israelischen Soldaten gemacht worden seien, sagte Kitzler. Auf einem Foto sei zum Beispiel ein Arm in israelischer Uniform zu sehen gewesen. Sie seien schnell in sozialen Netzwerken kursiert und dann von IDF-Sprechern übernommen worden.
In den allermeisten israelischen Medien sei die Berichterstattung über den Gaza-Streifen einseitig. Die humanitäre Lage und das Leid der Zivilbevölkerung werde eher selten gezeigt. Die Bilder der halbnackten Männer seien hingegen in großen Fernsehkanälen und vielen Medien präsentiert worden.
Dass ein Hamas-Sprecher die Bilder als „abscheuliches Verbrechen“ bezeichnet, muss man aus Sicht von Kitzler ebenfalls einordnen. Die Hamas habe selbst fürchterliche Videos erstellt und verbreitet, in denen Menschen auf eine ganz andere Weise erniedrigt würden. Zu sehen sind auf den Bildern von dem Terrorangriff am 7. Oktober auf Israel unter anderem mutmaßliche Vergewaltigungsopfer, aber auch getötete Menschen.