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Fotovoltaik
Fortschritte bei Batterien für Solaranlagen

Von Georg Ehring | 09.06.2015
    Er steht direkt hinter dem Schuhregal bei Familie Lang in Windhagen bei Bonn: ein roter Kasten im Abstellraum, so groß wie eine Truhe, aber voller Energie. Ein Akku, der solar erzeugten Strom speichert und abgibt, wenn er gebraucht wird. So etwas ist noch ziemlich ungewöhnlich. Erwin Lang schaut auf einen kleinen Kasten an der Wand nebenan:
    "Und wenn Sie hier sehen: Heute haben wir vom Netz 2,1 KW mehr oder minder bezogen, haben aber 9,6 ins Netz geliefert. In den Speicher sind 1,8 KW gegangen, aus dem Speicher haben wir über den Tag nur 0,6."
    Live und in Farbe kann Erwin Lang sehen, was seine Solaranlage leistet und wie voll der Speicher ist.
    "Die Motivation, das zu machen war zum einen, ja - ein wenig technikverliebt - und zum Anderen, das Haus, mehr oder minder energieunabhängiger zu machen."
    Die wichtigsten Stromverbraucher, also Beleuchtung, Heizung, Telekommunikation und einige Steckdosen funktionieren dank dem Speicher bei Familie Lang auch bei einem Ausfall des Stromnetzes erst einmal weiter. Der Elektroherd nicht - dafür würde die Kapazität nicht reichen.
    "Alles was die wirklich schweren Verbraucher sind, da geht dann so ein Akku ziemlich schnell an seine Leistungsgrenzen."
    In rund 15.000 Haushalten in Deutschland stehen inzwischen solche Speicher - doch für die Besitzer ist es bisher ein Zuschussgeschäft, sagt Aribert Peters, der Chef des Bundes der Energieverbraucher:
    "Die Speicherung in Batterien, die schlägt zurzeit noch mit 20 bis 50 Cent pro Kilowattstunde gespeicherten Sonnenstrom zu Buche. Das heißt: Die Speicherung frisst den wirtschaftlichen Vorteil uns einfach weg, den wir hier uns erhoffen, indem wir den selbst gemachten Strom speichern."
    Trotzdem: Die Speicherung von Strom aus der Sonne ist das Thema der Branche und auch der Messe Intersolar in München. Viele namhafte Anbieter haben Batterien und Akkus im Angebot - und ein Schwergewicht hat wenige Wochen vor der Messe die Branche aufgeschreckt. Elon Musk, der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla, qualifizierte die derzeit auf dem Markt befindlichen Produkte kurzerhand als untauglich, unzuverlässig, hässlich und teuer.
    "The issue with existing batteries is, that they suck. They are really horrible"
    Natürlich, nur, um gleich eine Lösung zu präsentieren: Powerwall, nicht nur Batterie für die Solaranlage, sondern auch Preisbrecher und nebenbei auch noch Lifestyle-Produkt - präsentiert mit einer großen Show zur Einführung.
    Große Stückzahlen und eine eigens für die neuen Speicher gebaute Fabrik sollen den Preisrutsch ermöglichen und für eine Revolution auf dem Markt sorgen. Doch die Konkurrenten sind auch aktiv, sagt Ralph Kampwirth, Sprecher des Ökostrom-Anbieters Lichtblick, der auch die Tesla-Batterien vertreiben will.
    "Es wird sehr viele Batteriehersteller weiterhin geben. Tesla befeuert jetzt den Markt. Es wird weitere geben, die Produkte auf den Markt bringen. Es gibt tausende von Batterieprodukten schon, und das stimmt uns eigentlich sehr froh, weil gerade der Wettbewerb treibt das Ganze ja voran."
    Und der wird dafür sorgen, dass die Preise weiter fallen. Meint auch Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher.
    "Ich rechne damit, dass es in ähnlicher Geschwindigkeit wie die Fotovoltaik geht. Man muss auch bedenken, dass auch die Elektromobilität dazu geführt hat, dass es gigantische Forschungsprogramme für Batteriespeicher aufgelegt worden sind und die werden natürlich auch ziemlich rasch zu Ergebnissen führen."
    Der Absatz von Fotovoltaikanlagen ist in Deutschland in den vergangenen drei Jahren drastisch eingebrochen - die Einspeisevergütung ist so stark gesunken, dass sie kaum noch attraktiv ist. Batterie-Forscher Professor Christian Doetsch vom Fraunhofer Umsicht-Institut in Oberhausen glaubt, dass auch die Fortschritte bei der Speichertechnik dafür sorgen werden, dass schon in wenigen Jahren wieder mehr Anlagen verkauft werden - und dann meist mit Batterie.
    "Wenn ich jetzt noch einmalig in einen Speicher investiere und der auch dann in Zukunft mal eine ausreichende Lebensdauer hat, werde ich zu einem noch größeren Anteil den Strom umsonst aufgrund der einmaligen Investitionen bekommen und dementsprechend meinen zukünftigen Wohlstand dadurch gewinnen, dass ich einfach weniger für die Stromrechnung zahlen muss."