"Ich bin HC ein Volksvertreter, vielleicht sogar Überzeugungstäter. Hier traut sich keiner die Wahrheit zu sagen, darum tue es ich, bitte darf ich‘s wage…": Heinz-Christian Strache, denn alle nur HC nennen, als Rapper im einem Wahlkampfvideo 2006. Schon damals ist seine Botschaft klar: Hier tritt einer an, der sich traut, die Dinge beim Namen zu nennen. Leise Töne sind Straches Sache nicht:
"Was ist ein Minarett, das ist eben für einen Islamisten ein Siegeszeichen über die Ungläubigen, ein Siegeszeichen über den Westen, ein Siegeszeichen gegenüber dem Abendland, ein Siegeszeichen gegen der Demokratie, ein Siegeszeichen gegenüber der Freiheit."
Jugend im Neonazismus
HC Strache kommt 1969 im Zentrum Wiens auf die Welt. Er wächst vaterlos auf, ist zeitweise auf einem Internat, besucht dann die Handelsschule und schließt eine Lehre als Zahntechniker ab. In dieser Zeit gleitet er ins rechtsextreme Milieu ab, wird Mitglied einer deutsch-nationalen Verbindung, samt Säbelduellen und militantem Auftreten. "Strache hat eine Vergangenheit, eine Jugend im Neonazismus verbracht, das ist auch so eindeutig belegt und wird auch so von ihm nicht mehr bestritten", sagt Rechtsextremismus-Forscher Bernhard Weidinger vom renommierten Dokumentationsarchiv des österreichischen Wiederstands.
Straches rechtsextreme Vergangenheit holt ihn immer wieder ein. 2007 tauchen Fotos auf, die ihn bei Wehrsportübungen mit deutschen Neonazis zeigen. Auch Verbindungen zur verbotenen deutschen Wiking-Jugend und der NPD sind ihm in dieser Zeit nachzuweisen. Strache distanziert sich von diesen Kontakten, erklärt sie zur Jugendsünde: "Ich war damals ein junger, dummer, vielleicht auch blöder Bub und ein verspielter Bub, und ich kann Ihnen versichern, ich habe, was meine demokratische Gesinnung und Einstellung betrifft, eine klare Haltung: Ich bin ein aufrechter Demokrat, und ich habe nichts mit einer NS-Ideologie zu tun."
Rechtsextremismus-Forscher Weidinger hält wenig davon, Strache immer wieder mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren: "Was mir viel maßgeblicher erscheint, sind die Positionen, die er heute vertritt. An denen ist sicher nichts Neonazistisches, aber sehr wohl genug, dass es erlaubt, die FPÖ und Strache als rechtsextrem einzuordnen."
Seit zwölf Jahren an der Spitze der FPÖ
Strache tritt mit 21 in die FPÖ ein, gilt in der Partei lange Zeit als Nachwuchshoffnung. Sein Mentor ist Jörg Haider, der Vater des österreichischen Rechtspopulismus. 2005 kommt Straches große Stunde, mit 36 Jahren übernimmt er nach dem Parteiaustritt Haiders die Führung der FPÖ und bringt die damals zerstrittene Partei wieder auf Kurs. Straches Erfolgsrezept: klare Feindbilder und das ständige Spiel mit der Provokation.
2015, als die genuinen FPÖ-Themen Migration und Flüchtlinge den öffentlichen Diskurs in Österreich beherrschen, erlebt Strache mit seiner FPÖ einen Höhenflug. Zeitweise führt er in Umfragen und darf sogar auf den Einzug ins Kanzleramt hoffen. Er schafft es sogar auf die Titelseite der "New York Times" und zählt zu den bekanntesten Rechtspopulisten Europas. Im Wahlkampf 2017 setzt er virtuos die sozialen Netzwerke ein und kann plötzlich auch leise und staatsmännisch: "Wenn wir heute unsere liberale Demokratie schätzen, ja auch die Freiheit, die wir schätzen - dann müssen wir auch bereit sein unsere Demokratie, unsere Freiheit zu schützen."
HC Strache hat sich im Laufe der Jahre gewandelt: Vom Zahntechniker mit Neonazikontakten zu einem der bekanntesten Rechtspopulisten Europas - vom rappenden Außenseiter zum etablierten Politiker, der mittlerweile ganz selbstverständlich für ein Regierungsamt gehandelt wird.