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Fracking in der Provinz

In "Promised Land" spielt Matt Damon den Skrupellosen, der gutgläubigen Farmern die Bohrrechte für ihr Land abkaufen soll - für das umstrittene Fracking. Regisseur Gus Van Sant ist ein sympathischer "Film mit Botschaft" gelungen, der ein kompliziertes Problem virtuos vereinfacht.

Von Josef Schnelle |
    "Ich verkaufe den Menschen kein Erdgas. Ich verkaufe ihnen die einzige Chance, die ihnen bleibt."

    "Fracking" ist eines der Themen dieses Sommers. Mit Chemikalien und unter hohem Druck wird dabei Wasser in die Tiefenschichten des Schiefergesteins gedrückt, um das Erdgas zu erschließen, das offenbar nur darauf wartet, ausgebeutet zu werden. Mit dieser neuen Wundertechnologie wird in Amerika schon soviel Gas gefördert, das der Traum der Unabhängigkeit von der teuren zugekauften Energie aus aller Welt plötzlich realisierbar erscheint. Allerdings ist über die Risiken noch wenig bekannt. In manchen Bundesstaaten der USA bleibt "Fracking" daher vorsichtshalber verboten. In anderen wird das Verfahren schon weitläufig praktiziert. In Deutschland streitet man noch darüber.

    In diesem "Film mit einer Botschaft" von Gus Van Sant wird der Stoff in eine Spielhandlung gepackt ähnlich wie in den Klassikern des Genres 1983 in "Silkwood", in dem es um Atomenergie ging und 2000 "Erin Brockovich" auch schon mit dem Thema Wasserverschmutzung. Nach Meryl Streep und Julia Roberts in den genannten Filmen tritt in diesem Film Matt Damon auf, der den Film als sein Herzensprojekt auch produziert hat. Seine Figur, Steve Butler, soll die Bewohner einer kleinen ländlichen Gemeinde davon überzeugen, die Bohrrechte an ihrem Land zu verkaufen. Darin ist der Bauernsohn gut. Er weiß den Ton der einfachen Leute zu treffen. Denn er kommt aus ihrem Milieu. Zu verlieren haben die perspektivlosen Bauern mit ihren maroden Farmen längst nichts mehr und so sind die Millionenofferten, die Steve ihnen macht, äußerst verlockend. Zunächst läuft alles beinahe zu glatt, bis der umherziehende Umweltaktivist Dustin Noble als neuer Mitspieler auftaucht.
    "Du hast es voll drauf? Du hast es drauf." – "Du meinst, dich zu schlagen. Ja. Auf jeden Fall." – "Darauf trink ich jetzt."

    Der Auftritt zweier Gockel, denn inzwischen ist Alice aufgetaucht, die patente und bodenständige Freizeitbäuerin, um die die beiden Männer buhlen ebenso wie um die Zustimmung oder Ablehnung der Bevölkerung zum Gasförderungsprojekt in Town-Hall-Meetings und im täglichen Propagandakleinkrieg mit Handzetteln und Plakaten. Der Film selbst ist wie ein Flugblatt und doch ist er mehr. Das liegt an der ungewöhnlichen Dramaturgie. Der Sympathieträger Matt Damon spielt über weite Strecken zunächst den Schurken, die gnadenlose Heuschrecke, die die Dörfler mit säuselnder Rhetorik und allen möglichen Verführerposen um ihr kleines ländliches Glück zu bringen versucht. Mit zunehmend schlechtem Gewissen verfolgen wir unseren hinterhältigen Helden, der natürlich vom Erfolg seiner Aktion im Namen eines anonymen Großkonzerns auch existenziell abhängt. Seine Partnerin Sue sieht die Sache spielerischer und lockerer und bietet dem Umweltaktivisten in zynischem Tonfall sogar ´ne Spende an.

    "Ich weiß, dass du von deiner Sache überzeugt bist und ich bewundere wirklich dein Engagement. Aber du verwirrst die Leute hier nur. Trotzdem finden wir toll, wofür du dich einsetzt und wir möchten deiner Organisation gern eine Spende machen. Wir schätzen eure Kooperation. " "Ihr wollt mich doch verarschen."

    Die letzte Wendung dieses Spiels mit filmischen Schachfiguren wird nicht verraten. Neben der Verhandlung der Umweltprobleme des "Frackings" in unterhaltsamer filmischer Form ist "Promised Land" auch eine Mahnung daran sich auf die Werte des "Gelobten Landes" Amerika zu besinnen an den amerikanischen Traum der Pilgerväter mit seinen schlichten grundehrlichen Menschen. Manchmal knattert da der Union Jack auch ein bisschen zu laut in diesem gut gemeinten Film, der ein kompliziertes Problem virtuos vereinfacht.