Die EU-Mitgliedsstaaten haben mehrheitlich beschlossen, die Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat um fünf Jahre zu verlängern. Sie wäre am 15. Dezember ausgelaufen. Über den Einsatz von Glyphosat wird seit Jahren gestritten. Das Europaparlament fordert ein Verbot bis 2022.
Wozu Glyphosat?
Traditionell pflügen Landwirte ihre Äcker vor der Aussaat. Dabei wird der Boden umgewendet und Unkraut zerstört. Unkraut macht den Anbaupflanzen Konkurrenz und schmälert den Ernteertrag, deshalb ist es unerwünscht. Doch Pflügen kostet Zeit und Sprit, setzt CO2 frei und birgt die Gefahr der Bodenerosion bei Regen. Deshalb bevorzugen viele Bauern den günstigeren, bodenschützenden Einsatz chemischer Unkrautvernichtungsmittel. Der weltweit meist verwendete Herbizidwirkstoff ist Glyphosat. Er gilt aktuell als besonders wirksam. Bis zu 40 Prozent des Ackerlandes in Deutschland werden damit gespritzt, von Weizen über Raps bis hin zu Zuckerrüben. Hauptanwendungsgebiet ist die "Stoppelbehandlung": Das Unkraut auf dem abgeernteten Feld wird zerstört und die nächste Aussaat vorbereitet. Glyphosat wird außerdem verwendet, um Pflanzen kurz vor der Ernte zum Absterben zu bringen, auch Hobbygärtner setzen es gegen Unkraut ein.
Glyphosat als Rationalisierungsinstrument
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Was spricht gegen Glyphosat?
Umweltschutzorganisationen wie der BUND sind gegen den Einsatz von Glyphosat, weil es alle Pflanzen auf dem gespritzten Feld abtötet. Weniger Wildpflanzen bedeuten weniger Lebensraum für Insekten und damit auch weniger Nahrung für Vögel, die Artenvielfalt nimmt ab. Allerdings: Auch mit dem Pflug entfernen die Landwirte alle Pflanzen, die sie stören. Die genauen Ursachen des Insektenschwunds in Deutschland sind zudem noch nicht ganz klar. In der Diskussion um das Bienensterben stehen andere Wirkstoffe im Vordergrund, insbesondere Neonicotinoide.
Glyphosat steht zudem im Verdacht, krebserregend zu sein. Die zur Weltgesundheitsorganisation gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung warnte im Jahr 2015, Glyphosat sei wahrscheinlich beim Menschen Krebs erzeugend. Andere Fachstellen kommen zu anderen Ergebnissen: Neben dem Bundesinstitut für Risikobewertung gehen auch die EU-Lebensmittelaufsichtsbehörde und die EU-Chemikalienagentur davon aus, dass Glyphosat nicht krebserregend ist – vor allem nicht in den geringen Mengen, die vom Menschen aufgenommen werden.
Zweifel an EU-Studien
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Wie gehen andere EU-Staaten mit Glyphosat um?
18 der 28 EU-Länder haben am 27. November 2017 die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung in Europa befürwortet. Neun Staaten stimmten dagegen, darunter auch die großen Agrarländer Frankreich und Italien. Das EU-Recht erlaubt jedem Land, den Einsatz glyphosathaltiger Unkrautgifte auf dem eigenen Gebiet schlicht zu untersagen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte bereits, er werde alles unternehmen, damit Glyphosat in spätestens drei Jahren in seinem Land verboten werde. Daraufhin gab es Proteste: Die französischen Landwirte fürchten wie auch die deutschen die Konkurrenz etwa aus Südamerika. Dort wird Glyphosat oft in sehr großem Umfang eingesetzt, es gibt Berichte über schwere Gesundheitsschäden bei Menschen in den betroffenen Regionen.
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(nin/sima)