
Die Studienautoren identifizierten anhand von Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse 24 verschiedene medizinische Leistungen, die Fachleute für nicht nützlich oder unangemessen halten. Dazu gehören etwa das Verschreiben von Antibiotika bei unkomplizierten Atemwegsinfektionen und die Bestimmung von Tumormarkern ohne bestehende Krebsdiagnose. Ein weiteres Beispiel ist die Untersuchung von Rückenschmerzen per Röntgen, CT oder MRT.
Von 2019 bis 2021 haben demnach insgesamt mehr als anderthalb Millionen Patientinnen und Patienten mindestens eine dieser Leistungen bekommen. Die Kosten, die dadurch entstehen, schätzen die Wissenschaftler auf 10 bis 15 Millionen Euro jährlich.
Studienleiterin spricht von Überversorgung
Mehr Untersuchungen führten nicht automatisch zu einer besseren Gesundheit, erklärt Studienleiterin Verena Vogt. Gemessen an unserem Bruttoinlandsprodukt gäben wir in Deutschland weltweit mit am meisten für unsere Gesundheit aus. "Aber unsere Lebenserwartung ist nicht so hoch, wie wir erwarten würden.»
Während die Studienleiterin klar von Überversorgung spricht, ist Dominik von Stillfried, Vorstand des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, vorsichtiger. Seiner Ansicht nach ist eine Leistung nicht per se überflüssig, nur weil ihr Nutzen zweifelhaft ist. Zum Teil sei es eine Ermessensentscheidung und es gebe Grenzfälle, in denen die Anwendung berechtigt sei, zum Beispiel ein Antibiotikum im Fall einer unkomplizierten Atemwegserkrankung bei älteren Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand.
Diese Nachricht wurde am 13.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.