Studie
Fragwürdige medizinische Leistungen kosten Millionen

In Deutschland verschreiben Ärztinnen und Ärzte jedes Jahr medizinische Leistungen, deren Nutzen fraglich ist, die aber viel kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Technischen Universität Berlin und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung.

    Medikamente und ein Fiberthermometer liegen auf einem Nachttisch.
    Antibiotika bei einer unkomplizierten Atemwegsinfektion gehören zu den medizinischen Leistungen, deren Nutzen die Studienautoren für fragwürdig halten. (dpa/picture alliance /Maurizio Gambarini)
    Die Studienautoren identifizierten anhand von Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse 24 verschiedene medizinische Leistungen, die Fachleute für nicht nützlich oder unangemessen halten. Dazu gehören etwa das Verschreiben von Antibiotika bei unkomplizierten Atemwegsinfektionen und die Bestimmung von Tumormarkern ohne bestehende Krebsdiagnose. Ein weiteres Beispiel ist die Untersuchung von Rückenschmerzen per Röntgen, CT oder MRT.
    Von 2019 bis 2021 haben demnach insgesamt mehr als anderthalb Millionen Patientinnen und Patienten mindestens eine dieser Leistungen bekommen. Die Kosten, die dadurch entstehen, schätzen die Wissenschaftler auf 10 bis 15 Millionen Euro jährlich.

    Studienleiterin spricht von Überversorgung

    Mehr Untersuchungen führten nicht automatisch zu einer besseren Gesundheit, erklärt Studienleiterin Verena Vogt. Gemessen an unserem Bruttoinlandsprodukt gäben wir in Deutschland weltweit mit am meisten für unsere Gesundheit aus. "Aber unsere Lebenserwartung ist nicht so hoch, wie wir erwarten würden.»
    Während die Studienleiterin klar von Überversorgung spricht, ist Dominik von Stillfried, Vorstand des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, vorsichtiger. Seiner Ansicht nach ist eine Leistung nicht per se überflüssig, nur weil ihr Nutzen zweifelhaft ist. Zum Teil sei es eine Ermessensentscheidung und es gebe Grenzfälle, in denen die Anwendung berechtigt sei, zum Beispiel ein Antibiotikum im Fall einer unkomplizierten Atemwegserkrankung bei älteren Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand.
    Diese Nachricht wurde am 13.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.